Trennt man den Verkehr der 40 genannten Länder in Rohstoffe und Fabrikate, so zeigt es sich, dass dem Werthe nach ungefähr drei Fünftel des gesammten Welthandels auf erstere, zwei Fünftel auf letztere entfallen. Unter den ersteren, unter den Rohstoffen, sind die wichtigsten: Spinnstoffe (i. 9 Milliarden Goldgulden), Getreide (i. 5 Milliarden), Colonial­waren (i-i), Rohstoffe des Bergbaues und der Metallindustrie (o. 7 ), der chemischen Industrie (o. 6 ), der verschiedenen anderen Industrien (i. 0 ), anderen Nahrungsmittel (i. 0 ) u. s. w. Unter den letzteren, den Fabrikaten, stehen die Erzeugnisse der Textilindustrie (2.3 Milliarden), des Berg­baues und der Metallwaarenindustrie (i. 4 ) obenan. Dann folgen der Reihe nach Fabrikate der verschiedenen Industrien (i. 0 ), Fabrikate der chemischen Industrie (o. 8 ), Zucker (o. 7 ), Mehl (o. 2 ), schliesslich Bier, Sprit und Tabakfabrikate.

Die Nahrungsmittel spielen jedoch nicht die Flauptrolle. Nur ungefähr ein Drittel der in den Welthandel gebrachten Güter sind als Nahrung oder zu unmittelbarem Genüsse (darunter Tabak) geeignet, zwei Drittel dienen dazu, die Bedürfnisse der Völker nach Kleidung, Wohnung und anderen Gebrauchsgegenständen zu befriedigen.

Nach dieser Abschweifung, die den Zweck hatte, die Grösse der Waarenumsätze am Weltmärkte anzudeuten, kehren wir zur Stellung zurück, die Oesterreich-Ungarn auf dem Weltmärkte einnimmt. Wir beginnen mit der Industrie, der, wie wir in früheren Abschnitten gezeigt haben, der Vorrang gebührt.

Der Weltmarkt ln Fabrikaten beträgt ungefähr ö 1 * 3 4 5 /^ Milliarden Goldgulden.

Welchen Antheil hat nun jedes einzelne Industrieland an dieser ungeheuren Nachfrage? Darüber geben die in diesem Aufsatze enthaltenen und in dieser Vollständigkeit bisher nicht veröffentlichten Tabellen Aufschluss, welche neben unserem Antheil auch die Antheile des Deutschen Reiches, Frankreichs und Grossbritanniens in Percenten ersichtlich machen. Aus

waare ausführt. Ja selbst bei einer und derselben Waarengattung ; kann der Preis, weil er eben durch die Güte bestimmt wird, nicht ausser Acht gelassen werden. Ein nach Oesterreich-Ungarn eingeführter serbischer Ochs ist beispielsweise viel weniger werth als ein ausgeführter ungarischer Mastochs. Die Werthbestimmung einer Waare

ist nun allerdings in den verschiedenen Ländern eine verschiedene und die Umrechnung auf eine Einheitsmünze eine zweite Schwierigkeit, welche Fehler nicht vermeiden lässt. Immerhin geben die Werthe einen annähernden Massstab für die Beurtheilung des Welthandels. Auf die weiteren Fehlerquellen, wie Aenderung des Marktpreises, weniger genaue Erhebung und niedrigere Bewerthung des Exportes u. s. w., welche der Handelsstatistik anhaften, hier näher einzugehen, würde zu weit führen, und verweisen wir diesbezüglich auf die «Uebersicht der Weltwirt­schaft», Jahrgänge 18851889, von Dr. Franz v. Juraschek.

3 ) Siehe den Artikel «Der Welthandel» vom Verfasser in Nr. 34 der «Mitteilungen des Industriellen-Club» vom Jahre 1895. Da die Bearbeitung von mehr als 40 Handelsstatistiken eine ausserordentlich mühevolle und zeit­raubende ist, so war es nicht möglich, für den vorliegenden Zweck ein späteres Jahr in der gleichen Weise zu bearbeiten. Bei dem Conservatismus des Welthandels wird sich das Bild indess kaum stark verändert haben.

4 ) Diese Staaten sind: Oesterreich-Ungarn, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Niederlande, Belgien, Schweiz, Italien, Spanien, Portugal, Russland, Finnland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Griechenland, Türkei, Britisch-Ostindien, China, Japan, Niederländisch-Ostindien, Cochinchina, Ceylon, Hawa'i, Neu-Südwales, Victoria, Neu-Seeland, Südaustralien, Queensland, Vereinigte Staaten, Canada, Argentinien, Mexico, Aegypten, Capcolonie, Algerien und Tunis. Nur von diesen Staaten lagen seinerzeit derart ausführliche Statistiken vor, dass eine Trennung in die wichtigsten Waarenclassen durchgeführt werden konnte. Die Summenziffern der genannten 40 Staaten ist natürlich kleiner als die Summenziffer aller Staaten der Erde. Die Ausfuhr von Gesammt- amerika ist beispielsweise um rund 1 Milliarde zu gering, weil Brasilien, Cuba, Chile und die übrigen mittel- und südamerikanischen Republiken nicht in Rechnung gestellt werden konnten. Der Minderbetrag bei Australien, Afrika und Asien schwankt zwischen 3 o und 180 Millionen Goldgulden, ist also verhältnismässig gering.

5 ) Der Werth der Einfuhr ist, weil immer höher geschätzt als die Ausfuhr und viel genauer als diese (wegen der Zölle) erhoben, immer grösser als der Werth der Ausfuhr, obgleich man im ersten Augenblicke versucht sein könnte, zu glauben, die beiden Ziffern müssten sich die Wage halten.

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