Mit Ausnahme von Holz findet man in dieser Zusammenstellung wenige Welthandels­artikel. Malz, auch Gerste und Hopfen erscheinen percentuell sehr hoch; sie gehen aus­schliesslich nach dem benachbarten Deutschen Reiche. Dasselbe gilt von der minderwerthigen Braunkohle, von Geflügeleiern (in der Hauptsache Durchfuhr) und lebenden Schweinen; das Gleiche von Bettfedern, Geflügel und Wildpret, sowie Pferden, wovon Einiges ausser nach Deutschland auch nach England geht. Die Artikel, in denen wir einen höheren Antheil an dem Weltmärkte haben, bilden somit den Kern unseres Nachbarverkehres mit dem Deutschen Reiche und sind nicht Artikel, die im Grossen und ohne Rücksicht auf Bedarf producirt werden. In den eigentlichen Welthandelsartikeln wie Weizen, Roggen, Mais, Reis, Rindvieh, Nahrungsmitteln (Fleisch, Fische, Butter), Samen und Pflanzen, selbstredend Colonialwaaren und Tabak ist der Antheil Oesterreich-Ungarns ganz unbedeutend. Er betrug nämlich im Jahre 1892

in Weizen ....

Percente

. o. 9

in Rindern ....

Percente

7-2

in

Steinkohle .

Percente

1-5

» Roggen ....

. 2.6

» Fischen ....

. 3. t

»

Erzen

Io

» Mais.

. 3 .3

» Fleisch ....

o. 5

»

Baumwolle .

. O .2

» Samen und Saaten

. 3. 9

» Käse.

. 0.3

»

Wolle . .

. I. 4

» Pflanzen

. 2.3

» Schweinefett, Speck

. 0.6

»

Flachs .

1-4

» Wein ....

. I. 9

» Häuten und Fellen

4-5

Das Bild hat viel Aehnlichkeit mit dem früheren. Wie der österreichisch-ungarische Export in den wichtigsten Fabrikaten, nämlich jenen der Textil- und Metallindustrie sich auf wenige Procente beschränkt, geradeso behauptet er in den wichtigsten Getreidearten, in Vieh,

fr

Nahrungsmitteln und Spinnstoffen wenige oder gar nur Bruchtheile von Procenten. Es wäre

<

sehr interessant, auf die vergleichende Ziffernreihe näher einzugehen; wir müssen uns indes begnügen, festzustellen, dass wenn man den Weltmarkt im Auge hat Oesterreich- Ungarn eine Zwischenstellung einnimmt. Es ist seinem Exporte nach weder ein ausgesprochener Industrie- noch ein ausgesprochener Agrarstaat. 1 ) Es beherrscht weder in einem einzelnen Fabrikate, noch in irgend einem landwirthschaftlichen Producte den Weltmarkt. Sein Antheil in den Welthandelsartikeln ist sehr gering, manchmal verschwindend.

Zwischen Zucker und Holz, als den Spitzen seiner industriellen und landwirthschaft­lichen Ausfuhr, liegt jedoch eine grössere Reihe von Artikeln, in denen Oesterreich-Ungarn einen beachtenswerthen Antheil am Weltmärkte sich errungen hat. Eingekeilt in Europa zwischen dem landwirthschaftlichen Osten und dem industriereichen Westen, ist der Handel unserer Monarchie nicht Welt-, sondern vorwiegend Nachbarhandel, nicht See-, sondern Land- handel. Unser Aussenhandel hat erfreulicher Weise an und für sich stark zugenommen, das ist richtig. Aber unser Wachsthum war im Verhältnisse zu den übrigen Staaten, die, begünstigt durch zahlreiche Umstände, mit Riesenschritten vorwärts gingen, ein zu lang­sames, und schliesslich sind wir zurückgeblieben.

Welchen Ursachen dieser Rückgang zuzuschreiben ist, das auseinanderzusetzen ist hier nicht unsere Aufgabe. Zweifellos sind auch bei der Entwicklung unseres Aussenhandels die Thatsachen stärker als die Menschen gewesen. Unsere ungünstige geographische Lage, binnenländisch und abseits vom Strome des Weltverkehres, der sich heute auf den zwei Weltmeeren vollzieht, die oro- und hydrographische Beschaffenheit der Monarchie, der den

*) Das gilt von der Gesammtmonarchie; Österreich für sich ein Industrie-, Ungarn ein Agrarstaat.

120