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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Erster Band
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In naturgemässer Reaction stellen sich diesen Vereinigungen der Arbeiter Associationen der Industriellen entgegen.

So sieht die Gegenwart das betrübende und beängstigende Schauspiel eines Kampfes vor sich zwischen zwei Gesellschaftsschichten, die naturgemäss einander bedürfen und durch feindliches Vorgehen sich gegenseitig schädigen.

Glücklicher Weise gilt dies jedoch nur unter der mir ausgeschlossen scheinenden Vor­aussetzung, dass diese Associationen der Industriellen gleichfalls nur als reine Kampfesorgani­sationen, nur als Mittel gedacht sind, Classeninteressen zu schützen.

Einen Charakter dieser Associationen anzunehmen, der auf Zurückweisung berechtigter Forderungen und auf das Gewinnen einer bevorrechteten Stellung gerichtet wäre, verwehren wohl der mit Recht anzunehmende patriotische Sinn ihrer Mitglieder, namentlich aber die in der jüngsten Entwicklungsperiode unseres öffentlichen Lebens sich so vielfach bethätigende Erkenntnis des Bestehens socialer Pflichten und der unabweisbaren Nothwen- digkeit ihrer Erfüllung.

Wenn auch in Folge des durch Vereinigung erzielten Erstarkens die Bezeichnung des Arbeiters als des schwächeren, schutzbedürftigen Theiles nicht mehr, wie früher, zutreffend erscheint, können doch einsichtsvolle Industrielle nicht verkennen, dass ihre Vereinigungen sich noch immer einer günstigeren Position erfreuen, dass sie daher als der noch immer stärkere Theil moralisch verpflichtet sind, sich nicht nur als Streittheil anzusehen und ihre Aufgabe mit der Abwehr der dem Bestehenden den Krieg erklärenden Forderungen für erfüllt zu halten.

Im Gegentheile, es dürfte die Annahme wohl berechtigt erscheinen, dass diese Associationen, in Berücksichtigung der socialen Stellung ihrer Mitglieder, sich zu positiven Leistungen berufen erachten und die Interessen der Industrie und der Gesellschaft dadurch zu wahren streben, dass sie Alle, die ihre Vereinigung umschliesst, bestimmen, wirthschaftlich und bürgerlich berechtigte Ansprüche der Arbeiter rückhaltlos anzuerkennen und zu achten und das Maass der eigenen Forderungen durch eigene Pflichterfüllung zu begrenzen.

«Je höher,» bemerkt G. Schm oll er in seinem oben erwähnten, die Umgestaltung der Gesellschaftsschichten behandelnden Vortrage, «irgendwo Moral und Religion, Sitte und Recht steht, je vollendeter Kirche und Schule organisirt sind und wirken, je mehr alle sociale Zucht, der ganze geistig-moralische Elebungs- und Erziehungsprocess bis in die untersten Kreise dringt, je mehr die verschiedenen Classen sich verstehen und berühren, die höheren Classen ihre Stellung als eine höhere Pflicht, nicht als eine Anweisung auf grösseren Genuss, auf Machtbethätigung und Vermögenserwerb auffassen, desto leichter wird die immer wieder einsetzende Differenzirung sich immer auch wieder umsetzen in eine Hebung der unteren Gassen und eine neue Mittelstandsbildung.»

Von dem gesunden Sinne der überwiegenden Arbeiterzahl steht andererseits zu erwarten, dass sie angesichts solcher Haltung der Industriellen, in Anerkennung des die Gesetzgebung beseelenden Strebens, Gerechtigkeit zu üben, und des in der Gegenwart sich unverkennbar bethätigenden humanen Sinnes, ihr Gasseninteresse am wirksamsten gewahrt sehen durch praktische Anerkennung der Gemeinsamkeit der Interessen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, in deren Verschmelzen, im Gedeihen der Industrie als dem beide Theile Verbindenden und der hieraus mit logischer Nothwendigkeit sich ergebenden Unterdrückung unerfüllbarer

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