Die Geschicke des Kunstgewerbes werden von verschiedenen Umständen mitbeeinflusst. Doch lässt die Erstarkung und Erhöhung des gesammten Gewerbfleisses Oesterreichs im Ver­laufe von fünfzig Jahren mit Zuversicht ein gleichmässiges Fortschreiten erwarten. Wir haben die Freude, fort und fort in erster Reihe Namen zu begegnen, die bereits vor dem gedachten Zeiträume guten Klang hatten. Der arme Webergeselle Philipp Haas in Wien legte 1810 mit einem Capitale von 60 fl., die er als Preis in der Manufacturzeichenschule erworben hatte, den Grund zu dem von seinem Sohne Eduard zur höchsten Blüthe gebrachten Welt­hause; Ludwig Lobmeyr erhob das väterliche Geschäft zu dem ohne Nebenbuhler da­stehenden im Fache der Glasfabrication; David Hollenbach (f 1871) und Alois Hanusch entwickelten die Wiener Gürtlerei zu der überall hochangesehenen Bronzekunstindustrie; die Firmen Leitenberger, Regenhart und noch manche unserer angesehensten reichen bis in das 18. Jahrhundert zurück. Heute sind die künstlerischen Ueberzeugungen, auf Grund deren jene Führer gross wurden, in weiten Kreisen befestigt. Und so werden dem bewussten begeisterten Streben in unserem Bürgerthum, das der Allerhöchsten Huld und des einsichtigen Schutzes der Regierung sicher ist, die kunstfreundlichen besitzenden Classen auch fernerhin die Treue bewahren zur Ehre der Heimat und zu eigener Befriedigung.

Wien, im Herbst 1897.

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