gestörten Flötzen, endlich das Auftreten von explosiblen Grubengasen (Schlagwettern) machen den Ostrau- Karwiner Steinkohlenbergbau zu einem schwierigen, viel Geld und Zeit erfordernden Unternehmen, so dass eine grosse Kraftentwicklung nöthig ist, um mit dem benachbarten, günstiger gelegenen oberschlesi­schen Steinkohlenbergbauen in Concurrenz treten zu können.

Die ganze anstehende, gewinnbare Kohlenmenge des Reviers wurde neuester Zeit mit 27.000 Millionen Metercentner geschätzt, wovon auf die ersten 1000 M. Schachttiefe circa 11.000 Millionen Meter- centner entfallen.

Seit dem Bergbaubeginne, also seit 120 Jahren, sind bis heute 902,000.000 M.-Ctr. abgebaut worden.

Es verbleiben daher für die Zukunft bis auf eine Teufe von 1000 M. noch 10.000 Millionen Metercentner zur weiteren Disposition, also bei einer Jahresförderung von 50,000.000 M.-Ctr. noch über 200 Jahre.

Ob die Kohlenformation in ihrer ganzen Tiefe von 3500 M. noch kohleführend ist, ist ungewiss, bis 1000 M. ist dies jedoch sicher der Fall.

Der Vollständigkeit halber wollen wir hier nur noch anschliessen, dass das specifische Gewicht der Ostrauer Kohle zwischen r3 bis r36, das Koksausbringen zwischen 60 bis 75 °/ 0 , aus einigen Flötzen sogar bis 80 %, der Calorienwerth zwischen 7000 bis 8000, der Aschengehalt zwischen 5 bis 15% variirt.

Diese Kohlenformation tritt an mehreren Orten bis zu Tage, ist dagegen in der Ebene östlich, nördlich und südlich mit tertiären Schichten (Sand, Schotter, Lehm, Tegel) mitunter viele hundert Meter hoch bedeckt, so dass Schächte oft auf 200 bis 3oo M. abgeteuft werden müssen, ehe dieselben über­haupt Kohle antreffen.

Seit dem Jahre 1848 haben die folgenden Besitzer Steinkohlengruben bei Mähr.-Ostrau im Be­triebe erhalten:

I. Der Bergbau Sr. Excellenz des Johann Grafen Wilczek in Poln.-Ostrau. Dieser Berg­bau ist unstreitig der älteste im Reviere, datirt aus dem Jahre 1770 und befand sich immer im Besitze dieser gräflichen Familie. Abgesehen von vielen kleinen wieder verstürzten Schächten, entwickelte sich dieser Bergbau durch die letzten 50 Jahre bedeutend.

II. Der nächst jüngere Bergbau ist jener Sr. Excellenz des Grafen Larisch in Karwin, dessen Anfänge aus dem Jahre 1790 datiren; auch dieser von Johann Grafen v. Larisch (f 1822) eröffnete Bergbau befindet sich noch heute in den Händen derselben gräflichen Familie.

III. Ein mit dem eben behandelten Graf v. Larischschen Bergbau dem Alter nach rivalisirender Bergbau ist jener von Petrzkowitz in Preuss.-Schlesien, gleich über dem Oderflusse 4 Km. nördlich von Ostrau gelegen, dessen Anfänge ebenfalls in das letzte Decennium des vorigen Jahrhunderts fallen und der im Jahre 1845 in den Besitz des Bankhauses S. M. v. Rothschild in Wien überging.

Dieser Bergbau verdient, obwohl in Preussen gelegen, doch hier erwähnt zu werden, weil der­selbe seinen geognostischen Verhältnissen nach zur Ostrauer Formation gehört, sich noch vor zwei Jahren im Besitze des obengenannten Bankhauses befand und alle seine Kohle zum hiesigen Witkowitzer Eisen­werksbetrieb liefert. Freiherr v. Rothschild erwarb auch später den seit dem Jahre 1822 bekannten Dombrauer Bergbau, ebenso den anno i83o begonnenen Poln.-Ostrauer und anno i838 eröffneten Hru- schauer Bergbau, denen im Jahre 1842 bis 1852 durch eigene Schürfungen die Bergbaue Karoline, Salomon und der Tiefbau bei der Stadt Mähr.-Ostrau beigezogen wurden.

Alle diese Gruben vereint bilden seit 1. October 1895 nunmehr den Grubenbesitz der Witko­witzer Bergbau- und Eisenhütten-Gewerkschaft.

IV. Von dem ehemaligen Bergbaubesitze des Heinrich Grafen Larisch-Mönnich wurde der im Jahre 1835 belehnte Bergbau bei Peterswald im Jahre 1859 abgetrennt und der jüngeren Linie dieser gräflichen Familie ins selbstständige Eigenthum übergeben. Dieser Bergbau ist gegenwärtig in eine Actiengesellschaft umgewandelt und führt seit 1. Juli 1897 den Titel «Ostrau-Karwiner Montan­gesellschaft».

V. Die Familie Zwierzina betreibt noch heute den vom Grossvater Josef Zwierzina im Jahre i838 erschürften Bergbau in Poln.-Ostrau. Dieser Bergbau führt die Firma «Zwierzinasche Stein­kohlengewerkschaft in Poln.-Ostrau».

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