jeder arbeitende Mann 2 bis 5 Cubikmeter frische Luft per Minute zugeführt erhält, und dass schon seit dem Jahre 1857 Sicherheitslampen bei manchen Gruben in Verwendung standen.

Mit dem Anwachsen der leeren unzugänglichen Grubenräume wuchs auch die Menge der dort angesammelten explosiven Grubengase und damit die Explosionsgefahr, so dass trotz den seit dem Jahre 1886 allgemein eingeführten Sicherheitslampen, Beschränkung der Schussarbeit und trotz anderen vor­geschriebenen Sicherheitsmassregeln doch bedeutende Grubenexplosionen stattfanden, von denen ich nur die grösseren im Jahre 1885 in Karwin mit 108, 1885 in Dombrau mit 58, endlich 1894 in Karwin mit 235 Todten erwähne.

Einschneidende Sicherheitsvorschriften in dieser Richtung erliess nunmehr die Bergbehörde in den Jahren 1886 und 1896 auf Grund der Ergebnisse der in den Jahren 1885 bis 1890 thätigen öster­reichischen Schlagwettercommission und jener Specialcommission, welche die Sprengversuche im Ver­suchsstollen am Wilhelmschachte in Poln.-Ostrau vornahm.

Auch den anderen Zweigen des Grubenbetriebes, namentlich der Grubenvorrichtung und des eigentlichen Kohlenabbaues wurde in den letzten 50 Jahren schon im eigenen Interesse der Besitzer die nöthige Aufmerksamkeit gewidmet, und können die hiesigen Bergbaue mit Befriedigung auf ihre heutigen Leistungen blicken.

Mit Zuhilfenahme guter Grubenbahnen, guter Arbeitswerkzeuge, Bohrmaschinen, comprimirter Luft, Einführung der unterirdischen Pferdeförderung, bereits seit dem Jahre 1868, und geregelter Accord- und Taglöhne u. a. m. ist es gelungen, Leistungen zu erzielen, welche den Leistungen deutscher Kohlen­gruben nicht nachstehen, gegen die englischen nur unbedeutend zurückgeblieben sind, was übrigens in der besonderen körperlichen Eignung des englischen Bergarbeiters begründet ist.

Im Durchschnitte entfiel auf jeden Arbeiter im Reviere (Gruben- und Tagarbeiter zusammen­genommen) eine Jahresmenge geförderter Steinkohle

im Jahre » »

» »

» »

1848 . .

. . 694

M.-Ctr.

im Jahre 1893

. . 1789 M.-Ctr

1862

. . 866

»

» » !895

. . 1566 »

00

1026

»

» » 1896

1639 »

1882

1627

»

» !> 1 897

1691 »

Es stieg demnach die Arbeitsleistung vom Jahre 1848 an constant bis zum Jahre 1893 um I 57°/o> jedoch in Folge der durch das grosse Karwiner Grubenunglück und die 1894er Strikes erfolgten Minderförderung von 2^4 Millionen Metercentner wieder um i2°/ 0 .

In einer Richtung ist das Ostrau-Karwiner Steinkohlenrevier gegen die ausländischen Bergbaue zurückgeblieben, und zwar in der Benützung der Elektricität zu den verschiedenen bergmännischen Nebenarbeiten, indem nur bei dem erzherzoglichen Albrechtschachte in Peterswald einige Förderhaspeln und bei dem Gutmannschen Neuschachte in Orlau ein Wasserpumpwerk elektrisch betrieben wird. Doch wird schon jetzt allerorts projectirt und gearbeitet, um das Fehlende nachzuholen.

Bei dieser Gelegenheit soll nicht unerwähnt bleiben, dass das im Jahre 1854 erlassene neue Berg­gesetz auch zur Förderung des Ostrauer Reviers unendlich viel beigetragen hat.

Dem nicht immer ganz reell geführten Schurfkrieg vor dem Jahre 1854, bei welchem oft mit roher Gewalt oder hinterlistigem Vorgehen ein Grubennachbar den anderen benachtheiligte, machte das neue Berggesetz ein rasches Ende; und wenn auch dieses Berggesetz schon sehr reformbedürftig ist, so hat es dennoch den Ostrauer Bergbau nur gefördert und nicht gehindert.

Um sich über den Umfang des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers besser orientiren zu können, haben wir in der nachfolgenden Tabelle II die wichtigsten statistischen Daten aus den Jahren 1862 und 1896 zusammengestellt. Das Jahr 1862 wurde zur Vergleichung herangezogen, weil die Daten für dasselbe vorliegen, jene der früheren Jahre aber bis zu 1848 zurück nicht mehr erhältlich waren.

Die vorliegende Tabelle II enthält über den Fortschritt des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers in den letzten 34 Jahren einige recht interessante Daten.

Die Gross-Industrie. I.

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