stattfindenden Auszahlungstagen für Vergnügungen, Trunk und zum Ankauf von ganz überflüssigen Schundwaaren verwendet wird.

Die Schichtendauer sammt der Aus- und Einfahrt betrug vom Jahre 1848 bis zum Jahre 1868 8 Stunden, mit der Bedingung, dass allwöchentlich dreimal eine ganze Schicht zugestanden wurde, dass daher einen Tag 8, den anderen Tag 16 Stunden gearbeitet wurde.

Diese widersinnige Eintheilung, die nur den Vortheil hatte, bei Absatzmangel die Leute nur 8 Stunden arbeiten zu lassen, wurde nach dem Jahre 1868 nach und nach fast bei allen Gruben abge- schafft und eine regelmässige I2stündige Schicht mit höchstens gstündiger reiner Arbeitszeit eingeführt, dafür bei Mangel an Absatz, je nach Bedarf, 1 bis 2 Tage der Woche ganz gefeiert.

Allein auch diese Eintheilung wurde in den Jahren zwischen 1890 und 1894 im ganzen Reviere fallen gelassen und die iostündige Schichtdauer eingeführt, bei welcher eine reine Arbeitszeit von höch­stens 7 bis 7 '/ 2 Stunden resultirt.

In den Jahren nach 1848 bis 1866 war der Lohn für eine 8stündige Schicht nur ein geringer, derselbe betrug:

für den Häuer.60 bis 75 kr.

» » Hundestösser . . . . 40 » 50 »

» » Schlepper.3o » 35 »

Die erhöhte Kohlennachfrage nach 1866 brachte auch eine Lohnerhöhung mit sich. Es stellte sich in der Folgezeit bis 1882 der Arbeitsverdienst bei i2stündiger Schicht:

für den Häuer

auf

120 bis

180, im

Maximum

auf 200 kr.

» » Hundestösser

. . »

75 *

90, »

»

» HO»

» » Schlepper

. . »

55 »

65- »

»

» 75 »

Gegenwärtig verdient ein guter

Arbeiter

in der iostündige

n Schicht

durchschnittlich

der Althäuer

180 bis

250, im

Maximum

bis 350 kr.

» gewöhnliche Häuer

160 »

200, »

»

» 250 »

» Hundestösser .

95 »

110, »

»

» 140 »

» Schlepper .

75 »

85, »

»

» 100 »

Die Bekleidung der Bergarbeiter ist in den meisten Fällen anständig, dagegen sind die Wohnungs- verhältnisse unter mittelmässig zu nennen. Wenn auch circa ein Drittel aller Bergarbeiter in gewerk­schaftlichen Colonie- und Arbeiterhäusern angemessen gut und billig untergebracht sind, so müssen die anderen zwei Drittel, insofern sie nicht selbst ein Häuschen ihr Eigen nennen, sich mit theueren und schlechten gemietheten Wohnungen behelfen, welche mit 8 bis 10 fl. Monatszins für ein Zimmer und eine Kammer bezahlt werden. Der hohen Miethzinse wegen nehmen die meisten gerne junge Burschen als After- miether, durch welchen Usus die Moralität jedenfalls geschädigt wird. Durch den Bau weiterer Arbeiterwohn­häuser hier abzuhelfen, kann den massgebenden Factoren nicht dringend genug ans Herz gelegt werden.

Im Ganzen sind die Bergarbeiter besser als deren Frauen, die es in vielen Fällen unterlassen, dem Manne die nöthige Pflege angedeihen zu lassen, welche Vernachlässigung auch den häufigen Wirths- hausbesuch befördert.

Gute und trockene Wohnungen und ein braves Weib sind selbst bei geringem, das Existenz­minimum wenig übersteigendem Einkommen die Hauptstützen zur Erhaltung eines geordneten Haushalts und eines guten Arbeiterstandes.

Die Grubenbesitzer des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers haben schon in den Jahren 1848 bis 1856 auf ihren Gruben einzelne Wohnhäuser Kasernen für ihre Arbeiter und Aufsichtsorgane erbaut, um einen stabilen Arbeiterkern heranzuziehen, -aber schon in den Jahren 1860 und namentlich 1868 sah man sich genöthigt, der Arbeitercolonisation besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Man wählte dabei zumeist eine ebenerdige Type eines Arbeiterhauses mit vier Wohnungen, mit separatem Eingänge für Verheiratete, daneben sogenannte Schlafhäuser mit Schlafsälen für 500 bis 250 ledige Arbeiter. Die Wohnung für einen verheirateten Bergarbeiter besteht aus einem grösseren Zimmer, Kammer, Keller und Bodenraum; ausserdem aus einem circa 80 Quadratmeter grossen Garten und wird für eine

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