Diese Briquettesanstalt arbeitet noch heute mit einer Jahreserzeugung von 215.000 M.-Ctr., hat aber aus dem Grunde keine Nachfolgerin gefunden, weil man es vorzieht, die Staubkohle zu koksen statt zu briquettiren.
Die ersten Bergarbeiter im Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviere waren wohl nur die einheimischen Taglöhner, welchen ein Steiger aus einer österreichischen Erzgrube zur Aufsicht beigegeben wurde, denn es gehörte nicht viel bergmännische Geschicklichkeit dazu, in einem Kohlenausbisse herumzuwühlen.
Im Jahre 1848, als schon 1800 Arbeiter in Verwendung standen und bereits Schächte auf 100 M. abgeteuft waren, hat man die Nothwendigkeit eingesehen, sich wenigstens für die schwierigen Bergarbeiten mit Kräften zu versehen, welche dieser Arbeit gewachsen waren. Aus diesem Grunde wurden viele Bergarbeiter aus dem benachbarten Preuss.-Schlesien und zum Schachtabteufen und Querschlagsbetrieb meist Bergleute aus Przibram oder aus den Eisensteingruben bei Bennisch und Blansko herangezogen.
Dasselbe gilt von den technischen Bergbeamten und Steigern, von denen zu jener Zeit die Hälfte aus Deutschland stammte. Das Gros der Arbeiter bestand jedoch nur aus Einheimischen, welche, findig und gelehrig, bald so viel Kenntnisse besassen, dass der Zuzug fremdländischer Arbeiter überflüssig wurde.
Die im Jahre 184g erfolgte Errichtung der beiden inländischen Bergakademien in Przibram und Leoben hat auf das Ostrau-Karwiner Steinkohlenrevier ebenfalls eine gute Wirkung ausgeübt, ebenso wie die Gründung der Bergschule zu Przibram im Jahre 1850 und jener von Ostrau im Jahre 1874, so dass nach und nach fast alle Bergbeamten- und Steigerposten zum grossen Vortheile des Reviers mit Oesterreichern besetzt werden konnten, unter deren Leitung im Verlaufe von wenigen Jahren ein tüchtiger Bergarbeiterstand herangebildet wurde, ja sogar im Laufe der Zeit wieder geschulte Bergarbeiter an andere jüngere Bergreviere abgegeben werden konnten.
Das Kriegsjahr 1866 brachte eine bedeutende Umwälzung in unserem Reviere hervor. Die allgemein gesteigerte Nachfrage nach Kohle nahm solche Dimensionen an, dass der eigene Nachwuchs der Arbeiterschaft nicht mehr hinreichte und fremde Arbeiter angeworben werden mussten. Das benachbarte Galizien lieferte das nöthige Arbeitermateriale. Zu Tausenden kamen diese Arbeiter, meist Feldarbeiter, an; doch konnten sich viele in die schwere Bergarbeit nicht eingewöhnen und verliessen Ostrau wieder. Immerhin blieb ein ansehnlicher Theil im Reviere und qualificirte sich ganz vorzüglich zu Bergarbeitern.
Dieser galizische Zuzug dauerte die ganzen Jahre nach 1866 bis heute ohne Unterlass, so dass dieselben heute einen starken Percentsatz der Bergarbeiter bilden; von den 3o.ooo Bergarbeitern des Reviers sind nämlich 77% böhmische, mährische und schlesische, 20°/ 0 galizische und 2°/ 0 deutsche Arbeiter.
Im grossen Ganzen ist der Ostrauer Bergarbeiter ein guter Arbeiter, doch etwas zum Leichtsinn geneigt; nach der Auslohnung wird gut gelebt, etwas im Fleisse nachgelassen, um dann zum Monats- schlusse (zur Gedingabnahme) durch Ueberanstrengung alles Versäumte nachzuholen.
Vor 36 bis 40 Jahren war der hiesige Bergarbeiter noch sehr dem Schnapstrunke zugethan; dieses Uebel hat in den letzten Jahren wesentlich nachgelassen, ist jedoch noch immer bedeutend zu nennen.
Der Ausschank besserer Biere, Belehrungen und die Angewöhnung eines mässigen Luxus haben zur Milderung dieses Uebels viel beigetragen. Es ist nur zu bedauern, dass die Regierung die Verabreichung von Schnaps nicht ausnahmslos an eine Concession bindet, den sogenannten Schnapsverlag (Verkauf in versiegelten Flaschen) nicht verbietet. Es ist bezeichnend, dass in 50 Ortschaften des Ostrau-Karwiner Steinkohlenreviers wohl nur etwa 288 Wirthshäuser und Schnapsschänken bestehen, dagegen in 420 sogenannten Verlagen Schnaps der schädlichsten Art verkauft wird, so dass auf «je 184 Einwohner überhaupt schon eine Schnapsverkaufsstelle entfällt».
Der Socialismus hat auch im Ostrau-Karwiner Reviere Eingang, und zwar um so leichter gefunden, als die Arbeiter den gemachten Zusagen und Versprechungen der Führer willig Gehör schenken, allein intensiv ist diese Bewegung nicht.
Von den 3o.ooo Bergarbeitern des Reviers sind zur Zeit etwa 4000 organisirt, d. h. gehören irgend einer socialistischen Verbindung an, der Rest ist nicht socialistisch gesinnt, allein im Falle eines Strikes wird mitgehalten; es könnte ja doch auch ihnen Nutzen bringen.
Der Ostrauer Bergarbeiter nährt sich im Ganzen ungenügender, als er es seinen Verhältnissen entsprechend thun könnte, weil ein zu grosser Procentsatz des Verdienstes an den zweimal monatlich
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