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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Fünfter Band
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Umpherston, erfuhr, war fortgesetzt Gegenstand des eifrigsten Studiums aller Papiertechniker. Dem öster­reichischen Papierfabrikanten A. Karger verdankt die Industrie die Construction eines Holländers, welcher den alten Umpherston-Holländer bei Weitem übertrifft. Im Jahre 188g erfand der ehemalige Director der Papier­fabrik »Steyrermühl«, Ingenieur Hermann Schulte, derzeit Docent der Papiertechnologie am k. k. Techno­logischen Gewerbe-Museum in Wien, eine ganz neue Form der Holländer, der nach ihm benannten Stoff­mühle und des Stoffraffineurs. 1893 endlich construirte Karl Strobach jun. eine neue Verbesserung für Stoffholländer, welche, wie die früheren Erfindungen, den Zweck hat, einen rascheren Stoffumlauf und eine schnelle Stoffmischung zu ermöglichen. Dieser Stoffmischer und Walzenspeiser ist, wie die Karger- und Schulte-Holländer, in zahlreichen Fabriken des Inlandes und des Auslandes eingeführt.

Eine speciell österreichische Erfindung sind auch die von Eugen Freiherr Ritter v. Zahöny im Jahre 1873 zuerst construirten Calander mit »selbstthätiger Zuführung«, die nicht nur ausserordentlich an Arbeitskraft ersparten, weil sie die Bedienung reducirten, sondern auch die grossen Gefahren für letztere beseitigten, welche früher mit der Bogeneinführung unter die einzelnen Walzen verbunden waren. Diese Calander wurden in Oesterreich allgemein verwendet und in das Ausland, namentlich in deutschen und Schweizer Fabriken, vielfach eingeführt. Deutsche Maschinenfabriken verbesserten später die ursprüng­liche Construction dieser Rollcalander.

Zahlreich sind die Beispiele werthvollen und erfolgreichen industriellen Schaffens, welche die öster­reichische Papier-Industrie in den letzten vier Decennien gegeben hat. Diesem Ringen nach Fortschritt und der klugen Verwerthung der natürlichen Schätze, die der Boden unseres Vaterlandes der Industrie bietet, dankt die österreichische Papier-Industrie ihr staunenswerthes Wachsthum und das Ansehen und die Achtung, welche sie auch ausserhalb unseres Vaterlandes durch ihre hervorragende Leistungsfähigkeit sich erworben hat.

Ende des Jahres 1897 hatte die österreichische Papier-Industrie 144 Papierfabriken, 36 Grau- und Hadernpappenfabriken, 183 Holzschleifereien und 36 Cellulosefabriken mit 242 Papiermaschinen, 66 Pappen­maschinen, 691 Defibreurs, 243 Holzpappenmaschinen und 122 Zellstoffkochern im vollen Betrieb. Diese Fabriken besitzen eine motorische Kraft von rund

57.000 HP Wasserkräften und

17.000 HP Dampf- und elektrischen Kräften

und erzeugen in runden Ziffern:

170 Millionen Kilogramm Papier aller Art,

20 » » Grau- und Hadernpappen,

85 » » geschliffenen Holzstoff,

40 » » weisse und braune Holzpappe,

90 » » gebleichte und ungebleichte Zellstoffe, mit einem Handels-

werthe zusammen von ungefähr 70 Millionen Gulden jährlich.

Die Fabriken der österreichischen Papier-Industrie sind sowohl der Zahl als auch ihrer Bedeutung nach hauptsächlich in Niederösterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien massirt. Diesen nach folgen die Alpenländer und Galizien.

Namentlich Böhmen, ein altclassischer Boden der Papiermacherkunst, hat auch innerhalb der mo­dernen Art des Papiermachens mittelst Dampf und der Maschine seine hervorragende Bedeutung erhalten. Den orographischen und hydrographischen Verhältnissen dieses Landes entsprechend, hat in Böhmen die Papierfabrication und die Erzeugung der Halbstoffe überall dort Verbreitung und Ausdehnung gefunden, wo die natürlichen Bedingungen für derlei Anlagen: reines fliessendes Wasser und leichte Beschaffung der Rohstoffe, vorhanden waren.

Der ganzen Nordgrenze Böhmens entlang, von den industriereichen Bezirken Trautenau und Hohen- elbe angefangen, längs den Thälern und Hängen des Erzgebirges, westlich den Erhebungen des Böhmer­waldes folgend, bis zur Südspitze des Landes, zieht sich, theils näher, theils von einander entfernter, eine Reihe von Industrieanlagen hin, die der Papierfabrication oder der Herstellung von Papierhalbstoffen dienen. In diesem Böhmen umsäumenden Streifen weist namentlich die nordöstliche Ecke, welche die Be­zirke Hohenelbe und Trautenau umfasst, eine grosse Zahl von Papierfabriken und Holzschleifereien auf. Dem Laufe der Elbequellen und der Aupa folgend, bestehen dort seit Jahrhunderten Papierwerke; die Einführung der Papiermaschine rief eine weitere Zahl bedeutender Unternehmungen ins Leben, so dass in

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