durch die grossen Anlagen der Actien-Gesellschaft der k. k. priv. Papierfabrik »Schlöglmühl« in Schlögl­mühl, Payerbach und Stuppach, der »Neusiedler Actiengesellschaft« mit ihren Fabriken in Klein-Neusiedl, Franzensthal und Wiener Herberg, der »Pittener Actien-Gesellschaft« mit ihren Fabriken in Pitten, Wampersdorf, ßreitenau und Olbersdorf, und die Anlagen der Theresienthaler Papierfabriken von Ellissen, Roeder & Co. in Theresienthal, Kematen und Marienthal. Ausserdem bestehen in Niederösterreich noch 20 Papier- und Graupappenfabriken, von welchen die bedeutendsten die k. k. priv. Ebenfurter und Ober- Eggendorfer Papierfabriken von Leopold Fr. Leidesdorf & Co., die Wiener-Neustädter Papierfabrik von E. & H. Salzer, die Papier- und Cellulosefabrik von W. Hamburger in Pitten, die Stattersdorfer Papier­fabrik von Matthäus Salzers Söhne, die Neubrucker Papierfabrik von Eduard Musil und die Papier- und Pappenfabriken von Emil Hamburger in Ternitz, Blindendorf und Gloggnitz sind.

Die zahlreichen betriebsfähigen Wasserkräfte in Niederösterreich haben sehr frühzeitig die Ent­wickelung der Holzstoff- und Holzpappen-Industrie gefördert. In den holzreichen Thälern Niederösterreichs wurden überall die Eisenwerke durch Holzstofffabriken verdrängt. Ein Beispiel hiefür bietet der Ybbs­fluss. Bei Höllenstein wurden die Eisenwerke der Stadt Waidhofen an der Ybbs aufgelassen und ist an deren Stelle die Holzstoff- und Holzpappenfabrik von G. Diethelm getreten; in Schütt bei Waidhofen wurde ein Eisenwalzwerk von Ingenieur Karl Smrczka zu einer Holzpappenfabrik umgewandelt. Das ebenfalls an der Ybbs gelegene Walzwerk von Karl v. Winkler in Gerstl wurde von Ellissen, Roeder & Co. zur Er­richtung einer Holzschleiferei angekauft, nachdem erst vor ungefähr zehn Jahren die bei Rosenau an der Ybbs gelegene Eisengiesserei Gstadhof von derselben Firma in eine Holzstofffabrik umgewandelt wurde. Ein gleiches Schicksal traf die am Eingänge des Höllenthales, zwischen dem Schneeberg und der Rax, in Hirschwang gelegenen grossen Eisen- und Stahlwerke der Firma Schoeller & Co. Diese im »Oberen Hirschwang« bestandenen Werke wurden im Jahre 1888 aufgelassen und von der genannten Firma an deren Stelle eine Holzpappenfabrik errichtet, für welche die Wasseranlagen ausgebaut wurden. Unterhalb dieser Fabrik bestand bereits eine von Gebrüder Waissnix 1878 gegründete Holzschleiferei, die gleichzeitig mit einer dort von Waissnix 1884 errichteten Cellulosefabrik von der Firma Schoeller & Co. käuflich er­worben wurde. Nach Auflassung der Cellulosefabrik bestehen nunmehr dort zwei Holzpappenfabriken und eine Cartonnagefabrik (seit 1893), die vielleicht die grösste ist, die in Oesterreich existirt. Welchen wohlthätigen Einfluss die Errichtung von Holzpappenfabriken und Schleifereien in den Gebirgsthälern volkswirthschaftlich überhaupt äussert, lehrt das Beispiel der Errichtung der Hirschwanger Holzpappen­fabriken. Vor Bestand dieser Fabriken hatte das Holz in den oberhalb derselben gelegenen Thälern, welches nur zur Kohlung gebracht wurde, einen Werth von circa drei Gulden pro Festmeter, dagegen wird für einen Festmeter Schleifholz gegenwärtig von der Fabrik mehr als sechs Gulden gezahlt. In Ziffern ausgedrückt ergibt dies für die betreffenden, hier in Betracht kommenden zw r ei Gebirgsgegenden eine jährliche Mehreinnahme von 20.000 Gulden.

In Niederösterreich bestehen derzeit 41 Holzschleifereien und Holzpappenfabriken, und die Cellulose­fabriken in Kematen, Pitten und Stuppach. Mit Ausnahme der Fabriken der Neusiedler Actien-Gesellschaft besitzen die meisten grösseren Papierfabriken ihre eigenen Holzschleifereien.

Die Geschichte nur einer einzigen alpenländischen Papierfabrik reicht über unser Jahrhundert zurück, das ist die Papierfabrik von Josef Bakele in Thal bei Braunau am Inn, die im 17. Jahrhundert gegründet worden sein soll. Die alpenländische Papier-Industrie ist demnach das Product einer verhältnismässig jüngeren Zeit, allein sie hat sich innerhalb dieser Zeit sehr rasch entwickelt. Die beiden grossen Unter­nehmungen in Oberösterreich, die Papierfabrik »Steyrermühl« der Actien-Gesellschaft Steyrermühl und die Papierfabrik der Nettingsdorfer Papierfabriks-Actien-Gesellschaft, sowie das grösste Papierfabriks-Unternehmen Oesterreichs und gewiss eines der grössten in Europa die »Leykam-Josefsthal«-Actien-Gesellschaft für Papier- und Druck-Industrie mit ihren 12 Fabriken in Steiermark, Kärnten und Krain, besitzen Eta­blissements von ausserordentlich hoher Leistungsfähigkeit und beherrschen die ganze alpenländische Papier­industrie. Die Mehrzahl dieser Fabriken sind in den Sechziger- und Siebzigerjahren entstanden und gaben den Anstoss zu weiteren Gründungen. Wie ja ganz selbstverständlich, entwickelte sich auf der Basis der natürlichen Bedingungen in den österreichischen Alpenländern eine zahlreiche und leistungsfähige Holz­stoff-Industrie, die ihre Producte theils an die Papierfabriken der ganzen Monarchie abgeben, theils zu Holzdeckeln verarbeiten. Sie versorgen damit nicht nur das Inland, sondern auch den italienischen Markt, soweit die Bahnverbindungen hiefür günstig sind. Mit Einschluss der Fabriken der genannten drei Actien-

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