fabrik von Bernaczik Schröter & Co. in Zablocie, welche gleichfalls Seiden- und Cigarettenpapier fabricirt, und die k. k. priv. Czerlaner Papierfabrik bei Grödek von Gebrüder Ivolischer.

Die österreichische Papier-Industrie beschäftigt nach den letzten amtlichen Ausweisen der Arbeiter- Unfallversicherungs-Anstalten vom Jahre 1894 28.563 Arbeiter mit einer Lohnsumme von 7,529.317 Gulden, wozu noch rund 5000 Beamte mit einem jährlichen Gehalte von ungefähr 4 Millionen Gulden kommen, so dass circa 34.000 Personen einen jährlichen Verdienst von 11 ' 1 % Millionen Gulden finden. Die bei den Maschinen, den Kochern, den Defibreurs, im Hadern- und Sortirsaale, bei den Holländern, in den Farb- und Leimküchen, den Calandern u. s. w. verwendeten Arbeiter sind in einem gewissen Grade fachlich ausgebildete Personen, welche ihre Arbeit, zu der Geschicklichkeit und ein grösseres Verständnis gehört, erlernt haben müssen. Nur der geringste Theil der Papier-Industrie-Arbeiter, und zwar nur jener, welcher zu blossen Handlangerdiensten verwendet wird, entbehrt dieses Verständnisses. Dem Papierfabriksarbeiter wird Anhänglichkeit an sein Metier nachgerühmt, das er nicht verlassen kann, ohne in seiner Lohnqualität zu sinken. Dem entsprechen auch die Lohnverhältnisse, die fast überall besser sind, als bei Fabricationen, welche kein fachlich ausgebildetes Arbeiterpersonale bedürfen.

Die Nothwendigkeit, ein gutes, geschultes Arbeitspersonale den Unternehmern zu allen Zeiten zu erhalten, hat in der Papier-Industrie sehr frühzeitig zu Wohlfahrtseinrichtungen geführt, die den Arbeitern zugute kommen. Schon nach der Theresianischen Papiermacher-Ordnung war jeder Papiermühlinhaber verpflichtet, dem durchreisenden Papiermachergesellen, den er nicht in Arbeit nehmen konnte, einen Zehr­pfennig »von wegen Handwerks« zu reichen und ihm auch sonsten nach Möglichkeit behilflich zu sein. Diese Ehrung der Arbeit wurde, trotz des oft damit getriebenen Missbrauches, bis in die Dreissiger- und Vierzigerjahre strenge aufrecht erhalten, selbst in Fabriken, in welchen schon eine Papiermaschine stand. Das Wohlwollen, welches die Papiermacher von altersher ihrer Arbeit entgegenbrachten, übertrug sich später auf die Arbeiter, für die nach jeder Richtung hin zu sorgen alle Fabrikanten die Pflicht fühlen.

Der Staat gieng hierin als Papierfabrikant mit gutem Beispiele voran. In der unter der Leitung des k. k. Finanzministeriums, beziehungsweise der Direction der Staatsdruckerei, 1852 bis 1869 gestandenen ärarischen k. k. Papierfabrik »Schlöglmühl« erbaute der Staat auf seine Kosten Arbeiterhäuser, richtete ein Arbeiterspital ein und baute eine stylvolle, ebenso zweckmässig als geschmackvoll eingerichtete Kirche, Werke der Humanität, die derzeit noch stehen und ihren Zwecken dienen. Derlei Wohlfahrtseinrichtungen fehlen heute in keinem grossen Etablissement, und sind eine grosse Zahl derselben in dieser Beziehung wiederholt als mustergiltig aufgestellt worden. Lange schon, bevor das Arbeiter-Kranken- und Unfall­versicherungsgesetz in Oesterreich erlassen worden war, suchten viele Unternehmer der Papier-Industrie ihre Arbeiter vor den Folgen der Unfälle sicherzustellen, die leider mit dem maschinellen Betrieb ver­bunden sind. Eine grosse Zahl dieser Unternehmungen versicherte ihre Arbeiter aus Eigenem gegen Krankheit und gegen Unfälle, und zahlten den Witwen und Waisen Pensionen. Die bei den Maschinen und Apparaten der Papier-Industrie verwendeten Sicherheitsvorrichtungen sind zumeist in Papier-, Cellulose- und Holzstofffabriken selbst erfunden und zuerst angewendet worden.

Zu den Wohlfahrtseinrichtungen dürfen wir auch die Schulen und Bibliotheken zählen, welche in vielen Etablissements von den Eigenthümern errichtet wurden. Um den besseren Arbeitern und deren Söhnen die Möglichkeit einer grösseren Fachausbildung und die Vorbildung zu Werkführern zu geben, errichtete der »Verein der österr.-ungar. Papierfabrikanten« in Verbindung mit dem k. k. Technologischen Gewerbe-Museum in Wien einen »Speciallehrcurs für Papier-Industrie«, der vom genannten Vereine alljährlich subventionirt wird. Der gute Besuch dieses Curses gibt Zeugnis dafür, dass die Intentionen der Begründer ebenso edle, als für die Papier-Industrie nützliche sind.

Die österreichische Papier-Industrie bezieht die zur P'abrication nothwendigen Maschinen, Kocher und Apparate zumeist aus dem Auslande. Namentlich die Papiermaschine, eine der feinsten Präcisions- maschinen, die der Grossbetrieb überhaupt kennt, kommt vorzugsweise aus Deutschland, dann auch aus der Schweiz und aus England. Gleichwohl haben vor ungefähr zehn Jahren die einheimischen Maschinen­fabriken von Victor Thumbs Erben in Wien, J. C. Bernard in Prag-Karolinenthal und die Leobersdorfer Maschinenfabrik von Ganz & Co. den schwierigen Versuch unternommen, Papier- und Pappenmaschinen in Oesterreich herzustellen, und man darf behaupten, dass diese Versuche zum grossen Theile gut aus­gefallen sind. Allerdings bedarf es einer langen Lehrzeit, um sich für eine solche Präcisionsarbeit das nothwendige Arbeiterpersonale heranzuziehen. Turbinen und Betriebsdampfmaschinen stammen zumeist aus

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