dem Inlande, wo die Maschinenfabriken ein ausgezeichnetes Materiale liefern. Gummiartikel, Metallsiebe und Knotenfänger sind in Oesterreich in guter Qualität erhältlich; feine Egoutteure dagegen kommen ausschliesslich aus England und Deutschland.

Was das Fabrications-Rohmateriale betrifft, so ist dasselbe fast in keinem anderen Lande in besserer Güte und reichlicherer Menge vorhanden als in Oesterreich. Aus Galizien und Ungarn werden vorzüg­liche Hadern bezogen, Caolin liefert Böhmen, und gutes Fichtenholz für die Schleifereien und die Zellstoff- Industrie kommt in Böhmen und Mähren sowie in Niederösterreich und Galizien vor. Das Hauptreservoir für den Holzbezug bleiben jedoch die Alpenländer, namentlich die Steiermark und Oberösterreich mit ihren riesigen und gut bewirthschafteten Nadelholzbeständen. Oesterreich liefert einen Th eil der in der Fabri- cation benöthigten Soda und des Chlorkalkes, die übrigen Chemikalien müssen jedoch zumeist aus dem Auslande, England und Deutschland, geholt werden; Frankreich, beziehungsweise Amerika, liefern Harze, Italien Schwefel.

An Kohle ist Oesterreich nahezu ebenso reich wie an Holz. Einige Fabriken verfeuern Holz und die Abfälle der Holzputzerei, eine in Böhmen (Winterberg) verwendet zur Feuerung das dort vorkom­mende Torfmateriale.

Seit nahezu fünfzig Jahren erzeugt die österreichische Papier-Industrie mehr Papier, als im Lande aufgebraucht wird. Die Papierausfuhr ist seit dieser Zeit ununterbrochen mit stets wachsenden Ziffern gestiegen. Nach den letzten statistischen Ausweisen des k. k. Handelsministeriums vom Jahre 1897 betrug die Ausfuhr :

Papier aller Sorten.

307-236

Metercentner

Grau- und Hadernpappe.

. 26.422

»

Geschliffener Holzstoff.

50.364

»

Holzpappe, weiss und braun.

I53-528

»

Zellstoff gebleicht und ungebleicht .

- 364-797

»

Buntpapier, Papierwaaren und Bücher

62.991

»

Diese beträchtliche Mehrproduction zwingt die österreichischen Papierfabrikanten seit längerer Zeit, den Weltmarkt aufzusuchen, wo österreichisches Papier mit deutschem, englischem, französischem und italienischem Product in Wettbewerb tritt. Die internationalen Ausstellungen in London, Paris, Berlin, Wien, Philadelphia, Sidney, Melbourne, Chicago haben sämmtlich die Vorzüglichkeit und Exportfähigkeit österreichischer Papiere durch die Verleihung von Ehrendiplomen und zum Theile der höchsten Aus­stellungspreise anerkannt.

Oesterreichisches Papier ist im Orient, der Levante, in Aegypten ebenso zu Hause wie in Ostasien und Südamerika; namentlich ist österreichisches Cigarettenpapier in Bogen und in Büchein, Postpapier u. s. w. in diesen Ländern berühmt und vermag selbst in Algier und in Tunis fanzösisches und italieni­sches Papier zu verdrängen. In Englisch-Indien wurden bis vor nicht langer Zeit die Zeitungen auf öster­reichischem Papier gedruckt, selbst nach Japan wurde österreichisches Papier eingeführt. Zellstoffe finden bedeutende Abnahme in Nordamerika, England, Frankreich, Spanien und Russland. Holzstoff wird nach Italien, Frankreich und Deutschland geliefert, Holzpappen nach Baiern, Italien, Spanien, England, der Schweiz, Frankreich, dem Orient und der Levante.

Bei einer Export-Industrie von so ausgesprochenem Charakter erscheint es begreiflich, dass sie auf dem Freihändler-Standpunkt steht. Tarifverträge mit möglichst niedrigen Zollansätzen, unter Wahrung der Reciprocität, sind ihren Exportbedürfnissen am angemessensten. Das Entstehen nationaler Papier-Industrien nach modernem Muster in Rumänien, Indien und Japan, sowie die Unruhen und Kriege im Orient, in Amerika, die Pest in Indien und endlich die Mac Kinley-Bill in den Vereinigten Staaten von Nord­amerika haben in letzter Zeit dem Exporte der österreichischen Papier-Industrie einigen Abbruch gethan.

Eine noch grössere Gefahr droht der österreichischen Papier-Industrie seitens der skandinavischen Industrie, der unglaublich billige, das ganze Jahr über eisfreie Wasserkräfte zur Verfügung stehen, die in solcher natürlichen Mächtigkeit und Menge nur noch in Canada gefunden werden. Die riesigen Wälder im Norden Schwedens und namentlich in Norwegen übertreffen an Ergiebigkeit bei weitem jene in den Alpen, da sie seit Jahrtausenden unberührt standen und sozusagen erst mit dem Aufkommen der Holzstoff- Industrie in Schweden und Norwegen exploitirt werden. Dazu kommt noch die ausserordentlich günstige maritime Lage der skandinavischen Halbinsel, ihre Nachbarschaft mit England und Deutschland, und die

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