Bathpapieres zu erschütttern. Ende der Dreissigerjahre kamen allmählich englische Briefpapiere auf den Markt, die Variationen in der Prägung zeigten. Zwar blieb der Platz in der linken oberen Ecke unbestritten, aber die Prägung zeigte das englische Wappen oder die englische Königskrone von einem Bande um­geben, auf dem der Spruch zu lesen war: Honni soit, qui mal y pense. Auch färbige Papiere aus sehr guten Stoffen, blass-rosa, blau, grün, lila, letztere auch mit Goldschnitt, kamen Anfangs der Vierzigerjahre in Gebrauch und fanden rasch Anklang und Verbreitung.

In dieser Zeit ist aber auch das erste Auftreten der französischen Concurrenz auf dem Gebiete des Briefpapieres zu verzeichnen. Bald standen französische Erzeugnisse im regen Wettkampfe mit den eng­lischen, und die Briefpapiere verschiedener Pariser Firmen wussten sich auch durch ihre geschmackvolle elegante Ausführung dauernd neben den englischen zu behaupten. Ja noch mehr: wenige Jahre später hat sich sogar schon eine gewisse, man möchte sagen, dem Nationalcharakter dieser zwei Nationen ent­sprechende Scheidung des umstrittenen Arbeitsgebietes vollzogen. Während sich die Firma De la Rue & Co. vornehmlich und auch andere Firmen in London vorzüglich darauf verlegten, schöne, gute, glatte Papiere in reicher Farbenauswahl und in den verschiedensten schon vorgeschnittenen Formaten in Pakets zu fünf Buch (120 Blatt, fife quiers) in den Handel zu bringen, cultivirten die Franzosen, namentlich die Firma Marion in Paris, die Herstellung der sogenannten Phantasiepapiere, die mit Spitzen oder mit eingepresstem Rande, mit lithographischen Umrahmungen und Allegorien geschmückt waren.

Der Concurrenzkampf zwischen England und Frankreich sollte aber auch eine andere Errungenschaft im Gefolge haben, die, so unscheinbar sie sich auch präsentirt, doch eine der originellsten, einschneidendsten Neuerungen in der äusseren Form der Correspondenz in sich schliesst, nämlich die Verwendung einer se­parat zu diesem Zwecke hergestellten Briefumhüllung des Couverts.

Heute betrachtet man das Couvert freilich als etwas ganz selbstverständliches, aber damals bedeutete es den vollständigen Bruch mit langjährigen, von Alters her überkommenen Gewohnheiten, es bedeutete für Viele sogar eine lästige Zugabe, eine überflüssige Mehrausgabe. Wohl aus diesem Grunde finden wir das separate Couvert zuerst bei den theuren, schön ausgestatteten Luxuspapieren, und es war z. B. insbesondere das Haus La Roche Joubert in Angouleme, das zu seinen Phantasiepapieren mit gezacktem Farbrande, ferner zu den Trauerpapieren etc. auch zugleich die hiezu passenden Couverts auf den Markt brachte.

Geraume Zeit nun beherrschten die beiden Concurrenzstaaten England und Frankreich mit ihrem unleugbar guten und schönen Papiermateriale den europäischen Markt allein. Ein neuer Concurrent trat verhältnismässig spät, nämlich erst zu Beginn der Fünfzigerjahre, auf den Plan; es war Deutschland, wo sich zu dieser Zeit die Luxuspapier- und Couvertsfabrication zu entwickeln begann.

Dennoch brachte es die deutsche Industrie bald dahin, besonders den französischen Erzeugnissen bedeu­tenden Eintrag zu thun und ihnen speciell den österreichischen Markt grösstentheils abzuringen. Den Genre der deutschen Arbeiten erblicken wir am besten in den auch heute noch bei uns üblichen, bei intimen Familien­festen vielfach begehrten Glückwunsch-Briefen, die durch ihren reichen Golddruck, durch den Blumen- oder figuralen Schmuck das Auge der Jugend erfreuen.

Nachdem wir bisher die Entwickelung der Papier-Confection in den drei wichtigsten diesfalls be­theiligten Ländern ausserhalb Oesterreichs, und zwar bis in die Mitte des gegenwärtigen Jahrhunderts geschildert haben, obliegt uns nunmehr die Aufgabe, zum Zwecke der vorliegenden Abhandlung, die Anfänge dieser jungen Industrie und ihre weiteren Fortschritte in unserem Heimatlande zur Darstellung zu bringen.

Bis weit in die Fünfzigerjahre hinein war Oesterreich, wie in so manchen Stücken, auch auf dem Gebiete der Papier-Confection von den industriellen Neuerungen des Auslandes völlig unberührt geblieben. Für den gewöhnlichen, alltäglichen Bedarf der Correspondenz genügten die Quart- und Octavblätter, die aus dem uns schon bekannten Bogen geschnitten wurden, vollkommen; gefaltet und zusammengesteckt wurden die Briefe nach alter, grossväterlicher Weise, und zu ihrem Verschlüsse bediente man sich der Teigoblaten oder des Siegellackes, worauf mit Petschaft oder »Siegelring« das Monogramm oder Wappen des Absenders eingepresst wurde. Ebensowenig, wie an vorgerichtetes Briefpapier, dachte man im grossen Publicum an separate Couverts für die Briefe, und höchstens den kaiserlichen Staffetten oder geheimen Staatsdocumenten mochte die Ehre einer besonderen voluminösen Umhüllung zu Theil werden. Dagegen verschaffte die Sitte oder vielmehr die Nothwendigkeit, zum Verschlüsse Oblaten oder in der Regel Siegellack zu verwenden, einem anderen, mit der Papier-Confection erst in zweiter Linie verbundenen