darüber bis an die Stufen des Thrones gelangen Hessen. Und wie bei vielen anderen Anlässen war es auch hier Se. Majestät der Kaiser, welcher durch Allerhöchstseine Entschiiessung die nicht zu vermeidende Reform anbahnte. Auf Grund eines Allerhöchsten Handschreibens vom 2. December 1858 wurde eine Enquete zur Berathung über die Spiritusbesteuerung einberufen, welche die Frage eingehend behandelte. That- sächlich wurde als Ergebnis dieser Enquête 1862 provisorisch eine Productbesteuerung eingeführt, welche sich nicht bewährte und schon nach drei Jahren aufgelassen wurde, da die eingeführten Control­messapparate sich als nicht verlässlich erwiesen. Erst das Jahr 1888 brachte die definitive Lösung dieser Frage.

Um nun auch von dem noch recht primitiven Betriebe, wie er vor fünfzig Jahren geübt wurde, ein flüchtiges Bild zu geben, möge hier die Erzeugungsweise der Kartoffelbrennereien von jener Zeit, welche, wie schon erwähnt, den Hauptantheil an der Production hatte, zur Besprechung gelangen.

Die Kartoffeln wurden, nachdem sie zuvor durch Ausklauben von beigemengten Steinen und groben Unreinlichkeiten befreit waren, zuerst in die tiefgelegene Waschmaschine, einer aus Holzlatten an­gefertigten, mit einer konischen Einwurfsöffnung versehenen Trommel geleert, welche in einem Troge rotirte. Von da gelangten sie, sobald sie von der anhaftenden Erde gereinigt waren, durch einen Elevator zu dem über der Maischvorrichtung befindlichen Kartoffelkocher. Derselbe, zumeist aus Holz construire besass einen doppelten Boden, dessen oberer Theil durchlöchert war, um das Durchfliessen des beim Dämpfen condensirten, von Erde noch immer etwas verunreinigten Wassers durch ein an der tiefsten Stelle des Bottichs befindliches Rohr nach Aussen zu ermöglichen. Die Dämpfung der Kartoffeln erfolgte in der Weise, dass nach deren Einfüllung in den Bottich das an dessen Deckel befindliche Mannloch geschlossen und Dampf eingelassen wurde. Wenn sich die Füllung im halbgaren Zustande befand und sich durch ihr Eigengewicht gesetzt hatte, wurde Rohstoff nachgefüllt und der Dampfzulass bis zum völligen Garwerden fortgesetzt. Bei grösseren Mengen zu verarbeitender Kartoffeln zog man vor, mehrere kleinere Gefässe zu verwenden, da diese haltbarer waren und auch die Dämpfung gleichmässiger vor sich gieng. Die aus dem Kochbottich entfernte erweichte Masse gelangte hierauf auf die Quetsche, welche im Wesen aus zwei durch Göpel im Gange gehaltenen Glattwalzen bestand. Zuweilen waren diese Quetschen behufs rascherer Verarbeitung mit stacheligen Vorbrechwalzen ausgestattet. Inzwischen war in dem etwas tiefer situirten Vormaischbottich das durch die Malzquetsche zerkleinerte Grün- oder Schweich­malz mit etwas Wasser verrührt worden, zu dem nunmehr vermittelst eines schiefgelegten, muldenartigen Brettes die erweichte Kartoffelmasse gemengt wurde. Die Maischtemperatur, die dazumal im Allgemeinen eine höhere war, wurde durch langsames oder rascheres Quetschen geregelt. Während die besser ein­gerichteten Brennereien für die Maischung schon zu jener Zeit mit einfachen quirlartigen Rührvor­richtungen versehen waren, zog man in der Mehrzahl noch Maischkrücken oder Maischhölzer in Verwendung. Die Menge des für die Einteigung verbrauchten Wassers betrug ungefähr 10% von dem Gewichte der Kartoffeln. Nachdem der Maischbottich durch 1 1'/> Stunden geschlossen worden und die Verzuckerung vor sich gegangen war, wurde das Gefäss wieder aufgedeckt, die Masse durchgerührt oder auch zur Beschleunigung gleich unmittelbar auf das Kühlschiff abgelassen, wo sie vermittelst der Maischkrücken auf die Anstelltemperatur gebracht wurde. Es kam auch schon in einzelnen Brennereien der Wagenmann- sche Maischkühler in Gebrauch, ein kupfernes Gefäss mit Wasser-Zu- und -Abfluss, der mittelst eines Krahnes in den Vormaischbottich eingehängt und in rotirende Bewegung gesetzt wurde. In manchen Fällen kühlte man die Maische durch Zusatz von kaltem Wasser oder Eis vollends auf das erforderliche Minimum. Gewöhnlich vermied man dies aber, um dickere Maische und ein Ersparnis an Steuern zu erzielen.

Die Gährung wurde in den meisten rationell betriebenen Brennereien, namentlich in Galizien, wo wenig Brauereien bestanden, mit Kunsthefeansatz eingeleitet; zu Beginn der Campagne nahm man vielfach ausser Bierhefe die schon damals im Handel verbreitete Pfund- oder Presshefe, ein Nebenproduct der Branntwein- und Essigerzeugung. Zur Bereitung der Kunsthefe diente Gerstenschweichmalz allein oder mit Zusatz von Roggen-, Weizen- und Haferschrot; auch Roggen- und Hafermalz allein kam neben dem Gerstenmalz vielfach in Gebrauch. Das Hefenschrot betrug etwa 5°/ 0 vom Gewichte der Kartoffeln; übrigens traf auch das Steuergesetz Anordnungen über die Menge der anzuwendenden Anstellhefe, indem es normirte, dass die Hefengefässe nicht mehr als 10% des Gährbottichinhaltes enthalten durften.

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