wird, die Söhne der Weinbau treibenden Bevölkerung- zu tüchtigen Praktikern im Weinbau zu erziehen. Wie ungemein segensreich diese Anstalten wirken, erhellt am deutlichsten aus der fortwährenden Zunahme ihrer Schülerzahl, und ist die Schaffung dieser zahlreichen Lehranstalten ein ungemein verdienstvolles Beginnen, in dessen Ehre sich in Oesterreich die Staatsregierung und die Landesvertretungen theilen. Die hauptsächlich dem W r einbau gewidmete Mittelschule in Oesterreich ist die k. k. önologisch- pomologische Lehranstalt in Klosterneuburg ursprünglich eine Schöpfung des niederösterreichischen Landtages; die Schüler dieser Anstalt sind gegenwärtig zumeist in hervorragenden Stellungen über alle Weinbau treibenden Länder der Erde verbreitet. Ausser dieser im Laufe der Zeit bis zur gegen­wärtigen Gestaltung ausgebauten höheren Lehranstalt wurden in den einzelnen Weinbau treibenden Ländern Oesterreichs nach und nach die oben angeführten Schulen für Weinbau und Kellerwirthschaft errichtet, welche, zum Theile den Charakter von Mittelschulen tragend, den Schülern eine fachmännische Bildung in Bezug auf Wein- und Obstbau und Oenologie zu ertheilen berufen sind, theils aber als sogenannte Winzerschulen dazu bestimmt sind, junge Weinbauer zu tüchtigen Praktikern heranzubilden.

Für die fachwissenschaftlichen Bedürfnisse der Weinbauer, Kellerwirthe und Weinhändler sorgen zwei grosse, wöchentlich erscheinende Fachblätter: die »Weinlaube«, begründet von A. Freiherrn von Babo, und die »Allgemeine Wein-Zeitung«, begründet von Hugo H. Hitschmann und Professor Dr. Bersch, sowie der von dem Letztgenannten redigirte, als Jahrbuch erscheinende »Kalender für Weinbau und Kellerwirthschaft«. Es sei hier auch bemerkt, dass die beiden grössten in deutscher Sprache geschriebenen Fachwerke der Neuzeit über Weinbau und Kellerwirthschaft von österreichischen Autoren (Babo-Mach und Bersch) verfasst sind.

Mit der Förderung der Fachkenntnisse in den Kreisen der Weinbau treibenden Bevölkerung, den Fortschritten in der Kellerbehandlung der Weine, der raschen Vermehrung der Verkehrsmittel am Ende der Sechzigerjahre musste sich naturgemäss auch der Weinhandel heben. Während bis zu diesem Zeit­punkte der Werth der österreichischen Weinproduction im Auslande nur in engeren Kreisen bekannt war', gelang es in jener Zeit des allgemeinen Aufschwunges auch, die österreichischen Weine auf den Welt­markt zu bringen und dort dauernd einzuführen, so dass es gegenwärtig kaum ein Culturland auf der Erde gibt, nach welchem nicht österreichische Weine ausgeführt werden. Es ist das Verdienst einiger grosser Producenten und Handelsfirmen, auf welche wir noch zurückkommen werden, den österreichischen Weinen einen ehrenvollen Platz im Welthandel erobert zu haben.

Die eben dargelegten Verhältnisse wirkten zusammen, um den Weinbau und Weinhandel Oester­reichs zu fördern, und einige gute Erntejahre trugen noch das ihrige dazu bei, so dass es den Anschein hatte, es sei für unsere Winzer ein günstiger Zeitabschnitt angebrochen, als ein Ereignis eintrat, welches nicht nur alle schönen Hoffnungen für den Aufschwung unseres Weinbaues vernichtete, sondern selbst den Bestand des Weinbaues in unseren Ländern mit dem Untergang bedrohte. Die Reblaus (Phylloxera vastatrix), welche am Ende der Sechzigerjahre plötzlich in verheerender Weise im südlichen Frankreich aufgetreten war, zeigte sich im Jahre 1872 zum ersten Male in dem Weingarten der Versuchs- und Lehranstalt in Klosterneuburg, in den sie mit verseuchten, aus Frankreich bezogenen Reben verpflanzt worden w T ar. Allen Vorbeugungs- und Schutzmaassregeln, ebenso bei uns wie anderswo, Hohn sprechend, verbreitete sich von Klosterneuburg aus die Reblausseuche mit grosser Raschheit über das westliche und südliche Weinbaugebiet von Niederösterreich und ergriff auch, nachdem sie die Donau überschritten hatte, das grosse, geschlossene Weinbaugelände im Norden des Landes. Wie viele Thatsachen, deren Erörterung nicht in den Rahmen dieses Aufsatzes gehört, beweisen, erfolgte auch in der südlichen Steiermark ein Einbruch der Reblaus von Croatien aus. Die Ausbreitung der Schädlinge gieng überall, wo die Reblaus auftrat, schnell und unaufhaltsam vor sich, so dass derzeit das gesammte Weinbaugebiet Oesterreichs mit Ausnahme des böhmischen und tirolischen als von der Reblaus verseucht angesehen werden muss. Wenn diese Länder gegenwärtig (d. h. im Sommer 1898) noch als frei von der Reblaus gelten, und letztere in Dalmatien bis nun erst in dem nördlichen Theile des Landes gefunden wurde und dort schon verheerend wirkt, so ist nach den Erfahrungen, welche man auf der ganzen Erde über die Ausbreitung der Reblausseuche gemacht hat, nicht daran zu zweifeln, dass in nicht ferner Zeit alle bis nun noch von der Reblaus verschont gebliebenen Rebengelände von derselben befallen werden. Später als die Reb­laus und bis nun auf ein kleineres Verbreitungsgebiet beschränkt, erschien eine andere, in ihren Folgen nicht minder gefährliche Rebenkrankheit in unseren Weingärten, die Blattfallkrankheit, welche durch den

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