Pilz Peronospora viticola (falscher Mehlthau) verursacht wird. Wie in allen derartigen Fällen, stand man im Anfänge diesen verheerenden Rebenkrankheiten rath- und hilflos gegenüber: der Untergang des Weinbaues in allen Ländern, in welchen sich Reblaus und Peronospora eingenistet hatten, schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Erst nachdem die Untersuchungen der Fachgelehrten über die Lebensbedingungen der Reb­laus genügenden Aufschluss gegeben hatten, wurden die Mittel gefunden, die den Schädling mit Erfolg be­kämpfen d. h. Verfahren erdacht, nach welchen es zwar nicht möglich ist, die Reblaus auszurotten, aber doch den Weinbau neben ihr zu erhalten. Das zuerst von Frankreich aus empfohlene Verfahren, die zu starke Vermehrung der Reblaus durch Einspritzen von Schwefelkohlenstoff in den Weinbergs­boden hintanzuhalten, war jenes, welches von der österreichischen Regierung eingeführt wurde. Da nach diesem Verfahren verseuchte Weinstöcke nur für eine gewisse Zeit noch am Leben erhalten werden können, der Ausbreitung der Reblaus in Nachbargebieten aber hiedurch keine Schranke gesetzt wird, so war die nothwendige Folge dieser von Staatswegen eingeführten Bekämpfungsweise der Reblaus nur die, dass sich die Seuche mit immer zunehmender Schnelligkeit in den Weinbauländern Oesterreichs ausbreitete. Erst spät entschloss sich die Regierung zur Anlage von Weingärten, welche mit den der Reblaus Widerstand leistenden amerikanischen Reben bepflanzt sind und welch letztere, nachdem sie durch Reiser von euro­päischen Reben veredelt sind, in einem von der Reblaus inficirten Boden gedeihen können.

Die Nothlage, in welche sich die österreichischen Weinbauer durch das rasche Fortschreiten der Reblausseuche versetzt sahen, führte sie zur Selbsthilfe zur Schaffung des »Vereines zum Schutze des österreichischen Weinbaues«. Dieser von einer Anzahl einflussreicher Männer in den Weinbau treibenden Ländern und grossen Weinproducenten im Verein mit Fachgelehrten gegründete Verein stellte es sich zur Aufgabe, durch Einfuhr von widerstandsfähigen amerikanischen Reben, durch Anlage von Muster- und Schnitt-Weingärten den Weinbauern Oesterreichs so schnell und so billig als möglich die nun widerstands­fähigen Unterlagsreben zu liefern und sie durch Wort und Schrift in Wanderversammlungen und in den Vereinsmittheilungen über die Pflege und Veredelung dieser Reben zu unterrichten. Die sich rasch fühlbar machende segensreiche Thätigkeit des emporblühenden Vereines fand sehr bald lebhafte Anerkennung von Seiten der Landesvertretungen, welche dem Vereine alljährlich sehr namhafte Unterstützungen gewähren.

Die Landesvertretungen in jenen Provinzen Oesterreichs, in welchen der Weinbau einen der wich­tigsten Zweige der Bodencultur bildet, wendeten mit grossem Eifer ihre Thätigkeit den Maassregeln zu, welche als die richtigen zur Bekämpfung der Reblaus erkannt wurden. In erster Reihe ist hier der nieder­österreichische Landesausschuss zu nennen, welcher durch Verwendung bedeutender Geldmittel zur Be­schaffung von amerikanischen Reben zuerst den Weg betrat, der Weinbau treibenden Bevölkerung des Landes die zur Neuanpflanzung der zerstörten Weingärten erforderlichen Pflanzen kostenlos für die ein­zelnen Winzer zu liefern. Dieses Verfahren war in dem verhältnismässig sehr kurzen Zeiträume von wenigen Jahren von ausgezeichnetem Erfolge begleitet, denn gegenwärtig gibt es in Niederösterreich kaum mehr eine von der Reblaus verseuchte Gemeinde, welche nicht über einen Schnittweingarten zur Gewinnung widerstandsfähiger Reben verfügte. In ähnlicher Weise gieng die steiermärkische Landesvertretung und jene der anderen Länder vor, so dass den Weinbauern der verseuchten Provinzen wenigstens von dem eigenen Lande jene Hilfe geboten wurde, welche ihnen zutheil werden konnte.

Ganz besondere Anerkennung muss auch hier dem Vorgehen einer Anzahl grösserer Weinbergs­besitzer in Niederösterreich und anderen Ländern gezollt werden, welche schon zu einer Zeit, in der man in vielen Kreisen noch sehr an dem Erfolge der Neuanpflanzung mit amerikanischen Reben zweifelte, den Muth hatten, ihre von der Reblaus befallenen Weingärten ganz zu roden und mit veredelten wider­standsfähigen amerikanischen Reben neu aufzupflanzen. Während ringsum die alten Weingärten unauf­haltsam dem Untergange entgegenwelkten, wucherten die Neuanlagen von Jahr zu Jahr üppiger und lieferten für die entmuthigte Winzerbevölkerung das Vorbild, welchem nachgestrebt werden musste.

Von Seite der Regierung wurden zur Zeit, in welcher man sich wohl klar wurde, dass der heimische Weinbau durch die Reblaus mit der Vernichtung bedroht sei, alle jene Maassregeln ergriffen, welche auch in anderen Staaten in Anwendung gebracht wurden, um die Verbreitung des Uebels zu hemmen. Wie überall, erwiesen sich auch in Oesterreich diese Vorbeugungsmaassregeln das Verbot der Einfuhr von Reben aus dem Auslande ohne besondere Bewilligung der Regierung, die Sperre bereits verseuchter Gebiete u. s. w. -- als vollkommen wirkungslos. Auch das von der Regierung ursprünglich warm empfohlene sogenannte Culturalverfahren (Erhaltung der verseuchten Weingärten durch zeitweiliges Einspritzen von

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