Höhe behauptet, sondern sind sogar meist noch gestiegen, da die nach Oesterreich eingeführten italienischen Weine zum grossen Theile nur zu Verschnittzwecken verwendet werden. Man kann wohl annehmen, dass ohne die Einfuhr der italienischen Weine der Verbrauch an Wein in Oesterreich sehr zurückgegangen sein würde und dafür der Verbrauch an Bier und anderen geistigen Getränken noch gestiegen wäre, wodurch Weinproduction und Weinhandel gewiss eine tiefere und länger andauernde Schädigung erlitten hätten, als sie durch die Einfuhr italienischer Weine erleiden. Letztere wird übrigens selbstverständlich von selbst in dem Maasse geringer werden, als sich das Erträgnis der neu angepflanzten Weingärten in Oesterreich wieder hebt.

Das Bestreben nach Fortschritt und Verbesserung, welches auf allen Gebieten der menschlichen Thätigkeit in Oesterreich besonders in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in auffallender Weise wahrzunehmen ist, gieng auch an Weinbau» und Ivellerwirthschaft nicht nur nicht spurlos vorüber, sondern machte sich vielmehr auf diesen Gebieten in sehr hervorragender und von segensreichen Folgen begleiteter Weise geltend. Einzelne hervorragende Producenten in verschiedenen Kronländern verlegten sich vorwiegend auf die Erzielung von feinen Sortenweinen, bei welchen begreiflicherweise die Güte des Productes in erster, die Menge desselben aber erst in zweiter Reihe in Betracht kommt. Es ist selbstver­ständlich, dass neben der Anpflanzung der werthvollsten Rebensätze von diesen als wahre Reformatoren des Weinbaues in Oesterreich zu bezeichnenden Männern auch die rationellste Bearbeitung der Weingärten und die sorgfältigste Kellerwirthschaft eingeführt wurde. Es ist erfreulicherweise eine so lange Reihe von Männern, welche sich in dieser Weise um die Hebung des Weinbaues in Oesterreich verdient gemacht haben, dass man eigentlich alle grösseren Weinbauer in den verschiedenen Ländern Oesterreichs nennen müsste, um keinen verdienstvollen zu übergehen. Wir müssen uns daher hier auf die Nennung einiger Namen solcher Männer beschränken, welche in dieser Beziehung bahnbrechend vorangegangen sind.

In Niederösterreich war es vor allen Robert Schlumberger in Vöslau, welcher in seinem in den Vierzigerjahren gegründeten Weingute Goldeck eine noch fortwährend im Wachsen begriffene Musteranlage schuf und zugleich einer der ersten war, welcher die Darstellung von Schaumwein in Oesterreich einführte. Während der Vöslauer in früherer Zeit nur eine in ziemlich engen Grenzen bekannte und geschätzte Weinsorte war, ist er gegenwärtig zu einer in der ganzen Welt bekannten Marke geworden eine That- sache, welche in erster Reihe gewiss der Thätigkeit Schlumbergers zuzuschreiben ist. In ähnlicher Weise waren J. G. Wieninger in Gumpoldskirchen (Weingut Johannes-Stein), Alexander Kern in Rodaun, Franz Leibenfrost & Co. in Wien (Donauperle), Josef Stummer (Commandit-Gesellschaft österreichischer Wein­producenten, Donauwarte nächst Wien) für die Hebung des Weinbaues in Niederösterreich thätig. In Steiermark erwarb sich Ivleinoscheg in Graz grosse Verdienste um die Einführung der Schaumwein- Industrie; in Böhmen, dessen Weinbau in früheren Jahrhunderten ein sehr ausgedehnter war, aber im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf ein sehr geringes Maass herabsank, war es namentlich Fürst Lobkowitz, der durch seine Muster-Weingärten und Kellereien in Cernosek und Berkovitz, welche gegenwärtig unter der Leitung des verdienstvollen Directors Josef Simäcek stehen, den Weinbauern Böhmens ein glänzendes Vorbild schuf, das in allen Theilen des Landes, die für die Cultur der Rebe geeignet sind, eifrige Nachahmung findet. In ähnlicher Weise wirkt Director Franz Schwarzmann auf dem gräflich Reichenbach-Lessonitzschen Weinbaugute Bisenz für die Hebung der Weinproduction und Schaumweinfabrication. Durch Errichtung grosser Traubentreibereien den ersten in Oesterreich beginnt Schwarzmann gegenwärtig ein bei uns noch unbebautes Gebiet auszubeuten, so wie Freiherr v. Pirquet in Hirschstetten (Niederösterreich) schon .seit einigen Jahren die Aufzucht von Tafeltrauben und die Con- servirung derselben in grossem Maassstabe betreibt.

Die Bereitung von Schaumwein nach dem Gährungsverfahren wird in Oesterreich bisnun zwar von wenigen Producenten, aber in ausgedehnterem Maasse ausgeübt. Als die Begründer dieses besonderen Gewerbszweiges müssen Robert Schlumberger in Vöslau (1849) und Franz Ivleinoscheg in Graz genannt werden, welche, sowie später Schwarzmann in Bisenz (Mähren), Clothar Bouvier in Radkersburg, Cavaliere de Valentini in Calliano bei Trient u. s. w., ihre Producte ausschliesslich unter eigener Marke in den Handel bringen.

Der Wein-Grosshandel Oesterreichs hatte von jeher seinen Hauptsitz in der Hauptstadt des Reiches, in Wien, und zwar bis zur Schaffung der Grossgemeinde Wien in den ausserhalb der Verzehrungssteuer- Linie liegenden Vororten Döbling, Heiligenstadt, Rudolfsheim und Simmering. Nach der Vereinigung der

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