Die fortwährende Vergrösserung des Betriebes machte es nunmehr nöthig, den bisherigen Göpelbetrieb auf­zugeben und den Dampfbetrieb einzuführen.

Zur Zeit der Landesausstellung 1891 verarbeitete die Molkerei 1100 bis 1200 Liter täglich, und im Jahre 1895 war das Quantum auf 7500 Liter pro Tag gestiegen.

Demzufolge war es unmöglich, in den Räumlichkeiten der Molkerei, einer alten zu diesem Zwecke adaptirten Scheune, rationell weiter zu arbeiten.

Es musste an die Errichtung einer neuen Betriebsstätte gegangen werden, welche denn auch nach den selbst entworfenen Plänen des Besitzers von dem Architekten Alois Elhenicky in Smichov, gegenüber dem Bahnhof der k. k. Staatsbahnen, erbaut wurde.

Die Details der maschinellen Einrichtung wurden auf Grund langjähriger Erfahrungen K. O. Kirschners im Ein­vernehmen mit seinem langjährigen Betriebsleiter und Buchhalter Max Ortner so durchgeführt, dass die neue Molkerei im Stande ist, allen modernen Anforderungen zu entsprechen. Speciell wurde auf die Verwendung von Reinculturen im Betriebe Rücksicht genommen.

Die Baulichkeiten bestehen aus einem einstöckigen Molkereigebäude mit anstossendem ebenerdigen Maschinen- und Kesselhaus. An letzteres stösst der 35 Meter hohe Kamin. Weiters gehören dazu das Wohngebäude, zwei Stallungen für 36 Pferde, Schupfen, Wagenremisen und eine Lackirwerkstatt, die für das Lackiren der Wagen bestimmt ist. Die Wohnungen der Bediensteten befinden sich in einem dreistöckigen Hause der benachbarten Gasse, welches aus­schliesslich für diesen Zweck gemiethet wurde. Die gesammten Räumlichkeiten des Molkereigebäudes sind mit ge­musterten Chamotteplatten gepflastert, alle Wände bis zur Höhe von i30 Meter mit ebensolchen glasirten Platten verkleidet, so dass die Aufrechterhaltung der Reinlichkeit, die im Molkereibetriebe von grosser Wichtigkeit ist, mit Leichtigkeit durchgeführt werden kann.

Im Parterre befinden sich: Kesselhaus, Maschinenhaus, Milchannahme, Kannenwaschküche, Flaschenwasch­küche, Einfüllraum, Expedit für Butter und Käse und die Kanzleien; im ersten Stocke: Centrifugenraum, Butter­raum, Käserei, Sterilisirküche, Laboratorium für Milchuntersuchung, Buchhaltung und drei Wohnräume für die im Betriebe beschäftigten Beamten. Die grossen Bodenräume werden als Magazinsräumlichkeiten verwendet, und sind am Boden auch die Reservoire für Kaltwasser untergebracht. Ein grosses Kaltwasserreservoir nimmt das von der im Souterrain befindlichen Eismaschine gekühlte Kühlwasser auf, welches von hier aus zu den verschiedenen Kühl­apparaten geleitet wird, w r ährend ein zweites Reservoir das Brunnenwasser aufnimmt, das zur Bedienung des über dem Maschinenhause aufgestellten grossen Berieselungscondensators dient.

Im Souterrain befinden sich die Käsekeller, Materialienkeller, Eiskeller, ferner der Kühlmaschinenraum, der Butterkeller und Keller für sterilisirte Milch, die beiden letzteren mit künstlicher Kühlung bis auf o Grad herab kühlbar. In den Räumen, wo die Kühlmaschine untergebracht ist, befinden sich auch in einer Abtheilung der Compressor, Vorkühler und Süsswasserkühler, in der anderen der Refrigerator und Eisgenerator. Die Kühlmaschine ist eine Kohlensäuremaschine mit 45.000 Calorien garantirter stündlicher Leistung, die jedoch effectiv eine wesentlich höhere ist. Dieselbe kann entweder gleichzeitig in dem Kühlwasserkühler, sowie in dem Eisgenerator und dem Raum­kühlungsrohrsysteme arbeiten, oder ihre gesammte Leistung auf eines dieser Objecte concentriren, je nach Bedarf.

Zum Betriebe dient eine Dampfmaschine mit 27 Pferdekräften effectiver Leistung. Ausserdem ist im Maschinen­hause eine Reservemaschine, die frühere Betriebsmaschine aus Radlitz, von 9 Pferdekräften untergebracht, welche genügt, um die Milchpumpe und die Butterfässer in Bewegung zu setzen, während im Falle eines Schadens an der grossen Maschine Centrifugen mit Dampfturbinenantrieb in Action treten.

Die Milch wird im Annahmeraum auf ihre Verwendbarkeit geprüft. Die daselbst vorgenommenen Proben derselben werden später nochmals einer genauen Prüfung auf Fettgehalt und Reinlichkeit unterzogen. Dann wird die Milch in zwei Reservoirs ä 1000 Liter über doppelte Siebe ausgeleert, und zwar findet die in das eine Reservoir geleerte Milch Verwendung als Vollmilch, die in das andere Reservoir geschüttete Milch wird entrahmt und der Rahm, der nicht zum Verkauf dient, zu Butter verarbeitet. Aus diesen zwei Reservoiren wird die Milch mittelst zweier Milchhebeapparate in zwei weitere, im ersten Stocke im Centrifugenraum 3 Meter hoch über dem Boden aufgestellte Bassins gehoben. Einer dieser Hebeapparate leistet 4000, der andere 6000 Liter pro Stunde. Von hier aus wickelt sich die Verarbeitung ab, ohne dass eine menschliche Hand mit der Milch in Berührung kommt. Die Vollmilch wird durch einen Kiesfilter geleitet, hiebei von ihr etwa noch anhaftenden Schmutztheilen befreit, geht von da über grosse Kühler in im Einfüllraum hochgestellte Bassins, wo dieselbe, auf circa 2 bis 3 0 C. abgekühlt, ankommt und von wo sie mittelst Einfüllmaschinen in Flaschen gefüllt wird.

Die zur Entrahmung bestimmte Milch geht aus dem zweiten im Centrifugenraum hoch gestellten Bassin über einen Vorwärmer, wo dieselbe auf 23 bis 30'' C. vorgewärmt wird, und fliesst von da den Centrifugen (System Alfa Laval) zu. Es sind dies Maschinen schwedischen Ursprunges, von welchen jede einzelne 2100 Liter pro Stunde entrahmen kann. Im Centrifugenraum stehen derzeit drei solche Maschinen. Von diesen fliesst nun der Rahm und die Magermilch getrennt ab. Der Rahm geht, soweit derselbe für den directen Verkauf bestimmt ist, abermals über einen Röhrenkühler (die Röhrenkühler und Bassins sind von der Firma Kleiner & Fleischmann in Mödling bei Wien) und kommt, ebenfalls auf 2 bis 3 0 gekühlt, in ein Bassin im Einfüllraum, von wo derselbe mit Maschinen abgefüllt wird. Aehnlich ist es mit der für den Verkauf an die Bäcker bestimmten Magermilch. Die übrigbleibende Magermilch wird nicht über Kühler, sondern auf glasirten Rinnen in die Käserei geleitet, wo dieselbe in fünf Kupferkesseln ä 800 bis 1000 Liter Inhalt zu Ouark(Topfen) undLaibkäse verarbeitet wird. Neben Magermilchkäsen werden auch halbfette und Schmettenkäse erzeugt. Der nicht zum Verkauf bestimmte Rahm läuft von den Centrifugen auf den Rahmheber (eine Maschine aus dem Bergedorfer Eisenwerk bei Hamburg) und wird in demselben so hoch gehoben, dass er auf Blechrinnen in die im Butterraum erhöht aufgestellten Rahmkippbassins ablaufen kann.

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