fahren der Aufarbeitung der Sodarückstände einen maassgebenden Einfluss auf die Preisverhältnisse des Schwefelkieses ausgeübt zu haben, durch welchen unmittelbar eine bedeutende Verbilligung eines der Hauptproducte der chemischen Gross-Industrie, der Schwefelsäure, herbeigeführt wurde. Schaffner bildete später, als bereits der Ammoniaksodaprocess dem Leblanc-Verfahren eine empfindliche Concurrenz zu machen begann, im Vereine mit Helbig sein Verfahren der Aufarbeitung der Leblanc-Sodarückstände in einer Richtung aus, welche eine Combination der beiden Sodaprocesse zu ermöglichen bestimmt war (Deutsches Reichspatent Nr. 19216).

Aus dem Betriebe der Schwefelsäurefabrication mit Verwendung von Kiesen, welcher in Aussig schon im Jahre 1859 in grossem Maassstabe zur Durchführung kam, entwickelte sich ferner ein Fortschritt in der Verwerthung der Kiesabbrände, die von der Aussiger Fabrik zuerst zu einem für den Eisen­hüttenbetrieb brauchbaren Rohmateriale vorbereitet wurden, so dass schon im Jahre 1859 die Ver­schmelzung solcher Abbrände auf dem Eisenwerke Ivladno mit gutem Erfolge durchgeführt werden konnte. Diese A r erwerthung der Kiesabbrände gab später, als in Aussig spanische kupferhältige Kiese zur Ver­arbeitung kamen, Veranlassung, unter Aufarbeitung der Abbrände für Zwecke des Eisenhüttenbetriebes gleichzeitig die Gewinnung des geringen Kupferrückhaltes aus den Abbränden durchzuführen. Die che­mische Fabrik Aussig ist durch dieses Verfahren in den Stand gesetzt, jährlich eine bedeutende Menge von Kupfer aus den Kiesabbränden zu gewinnen und macht etwa 200.000 Metercentner der Kiesabbrände für Hüttenzwecke nutzbar.

Eine andere, mit dem Processe der Schwefelsäureerzeugung im Zusammenhänge stehende Fabrication wurde gleichfalls in Aussig zuerst aufgenommen, indem der bei der Verarbeitung von Schwefelkiesen gewisser Provenienz resultirende Flugstaub auf Thallium verarbeitet wurde. Ein weiterer bedeutender Fortschritt wurde in Aussig dadurch gemacht, dass daselbst die Gewinnung und Verwerthung des bei der Fabrication von caustischer Soda auftretenden Ammoniaks zuerst mit Erfolg durchgeführt wurde, welches in anderen Fabriken vielfach unbenützt verloren geht.

Unter der genialen Führung des Generaldirectors Schaffner war man in Aussig auch sonst be­müht, die Verarbeitung von Abfällen und Nebenproducten nach verschiedenen Richtungen hin gewinn­bringend zu gestalten, und ein Ergebnis solcher Bestrebungen war die Durchführung der Verarbeitung von Sodarückständen auf Natriumsulfid (Deutsches Reichspatent Nr. 20948), sowie weiters die ebenfalls in Aussig gemachte Erfindung der Darstellung von Cellulose aus Holz mit Hilfe von Schwefelnatrium, ein Verfahren, das ein vorzügliches Product an Cellulose liefert und Gegenstand des Deutschen Reichs­patentes Nr. 25485 geworden ist.

Die chemische Fabrik in Aussig hat ferner das Verdienst, in Oesterreich eine Reihe von Fabri- cationen zuerst eingeführt zu haben, darunter insbesondere die Fabrication von Kaliumchlorat und Natrium- chlorat, von Chlorbaryum aus Schwerspath, von künstlichem Strontianit, von übermangansaurem Kali, sowie jene von Fluorpräparaten, die vordem fast ausschliesslich in England und Deutschland betrieben wurden. Der österreichische Verein hat überdies bereits 'vor einer längeren Reihe von Jahren der Her­stellung chemisch reiner Säuren sein Augenmerk zugewendet und exportirt solche in grösserer Menge nach dem Auslande, ebenso hat derselbe die Erzeugung von Blanc-fix in grossem Maassstabe aufgenommen und später auch den Betrieb der Fabrication von chromsauren Salzen in grösserem Umfange eingeführt.

In der neuesten Zeit hat sich die chemische Fabrik Aussig eingehend mit dem Studium der An­wendung des elektrolytischen Processes für die fabriksmässige Darstellung von ätzenden Alkalien und Chlorproducten befasst und ist augenblicklich im Begriffe, eine grossartige Anlage einzurichten, die binnen kürzester Zeit in Betrieb kommen wird.

Auch sonst wurde in der chemischen Fabrik zu Aussig eine Reihe von Fortschritten gemacht, welche, wenn auch nicht so epochemachend wie die Erfindung der Regeneration des Schwefels aus den Sodarückständen, doch wesentlich zur Verbesserung des Betriebes und zur Erzielung günstigerer Betriebs­resultate führten, und die von Aussig aus sich vielfach auf andere chemische Fabriken verbreitet haben. So wurde für die Abröstung von Schwefelkiesklein ein Röstofen construirt, der sich vorzüglich bewährte und allgemein Eingang gefunden hat. Für die Zersetzung des Kochsalzes wurden mechanische Oefen construirt, die gleichfalls vorzügliche Resultate erzielten.

Für die Condensation der Salzsäure, auf welche mit Rücksicht auf die Nähe einer bewohnten Stadt ein besonderes Augenmerk gerichtet werden musste, hat Schaffner ein Condensationssystem eingeführt, das

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