allen Anforderungen, die an eine wirksame Condensation zu stellen sind, entspricht, und das sich in der Anlage viel billiger stellt, als die sonst üblichen Apparate. Hiebei wurde auch für die Speisung der Con- densationsthürme mit Wasser eine unter Anwendung des Principes des Segnersehen Rades ausgeführte, sehr einfache und gleichmässig wirkende Vertheilungsvorrichtung eingeführt, und andererseits Vorrichtungen construirt, um die condensirte Salzsäure möglichst frei von Schwefelsäure zu gewinnen. Die grossen Vor­theile, welche die Condensationseinrichtung, die in Aussig eingeführt wurde, gewährt, veranlassten eine rege Nachfrage nach solchen, in Folge welcher sich das Unternehmen veranlasst sah, die fabriksmässige Herstellung derartiger Condensationsapparate in einer eigenen Thonwaarenfabrik, die einen Theil der Aussiger Fabriksanlage bildet, herzustellen, und es sind aus dieser hunderte von derartigen Conden- sationsapparaten für die chemischen Fabriken fast aller Culturländer geliefert worden. In gleicher Weise führte die chemische Fabrik in Aussig bei ihrer gleichzeitig der Beleuchtung der Stadt dienenden Gas­fabrik, in welcher Braunkohlen als Rohmaterial verwendet werden, eine äusserst billige Methode der Reinigung des Leuchtgases ein, indem dasselbe durch Anwendung von Kiesabbränden einerseits und von gebranntem Kalk andererseits gereinigt wird. Die aus dieser Reinigungsprocedur sich ergebenden Producte werden ihrerseits im chemischen Betriebe wieder weiter verwerthet, ebenso wie der Braunkohlencoaks eine directe weitere Verwendung für die Rohsodaschmelze findet, so dass die Kosten der Reinigung des Leuchtgases sich äusserst niedrig gestalten. Neben den eigenen Fortschritten war die Aussiger Fabrik aber jederzeit bemüht, anderweitig gemachte Fortschritte einzuführen, und so wurde bereits im Jahre 1867 der Gay - Lussac-Thurm und bald darauf der Glover-Thurm bei den Schwefelsäurekammern eingeführt, im Jahre 1872 der Weldon-Process für die Regenerirung des Braunsteines bei der Chlorkalkfabrication in grossem Maassstabe zur Durchführung gebracht und im Jahre 1878 der Revolverofen nach englischem Muster eingeführt.

Die chemische Fabrik in Aussig ist derzeit für eine Jahresproduction von circa 250.000 Meter- centner Soda, 550.000 Metercentner Salzsäure, 500.000 Metercentner Schwefelsäure, 50.000 Metercentner Chlorkalk eingerichtet und producirt nebenbei eine grosse Zahl anderweitiger Producte, darunter in grösseren Quantitäten Salpetersäure und salpetersaure Salze, unterschwefligsaures Natron, Aetznatron und Schwefelnatrium, Chlorbaryum, Strontianit, Kupfervitriol, chromsaure Salze, übermangansaure Salze u. a. m.

Die chemische Fabrik in Kralup erzeugt vornehmlich Schwefelsäure, Salpetersäure, dann Krystall- soda, Natriumbicarbonat, Blanc-fix und chemisch reine Säuren, sowie Superphosphate und Kunstdünger verschiedener Art.

Die Fabriken in Ebensee und in Maros-Ujvar erzeugen lediglich Ammoniaksoda in verschiedenen Reinheitsgraden und Krystallsoda.

Das Areale der chemischen Fabrik in Aussig beträgt zur Zeit circa 70 Hektar, wovon circa 40 Hektar mit Fabriksgebäuden verbaut sind. Dasselbe ist mit der Aussig-Teplitzer Bahn durch Schienen­stränge verbunden und in allen Theilen von letzteren durchzogen. Die gesammte Länge der im Fabriks­rayon geführten normalspurigen Bahngeleise beträgt y2 Kilometer, und neben diesen bestehen noch 8-5 Kilometer Huntebahngeleise im Fabriksrayon. Die Maschinenkraft wird von 200 Betriebsmaschinen mit einer Gesammtleistung von circa 2100 Pferdekräften und 45 Dampfkesseln mit circa 2800 Quadratmeter Heizfläche geliefert. Der jährliche Kohlenverbrauch beträgt in Aussig circa 20.000 Waggons Braunkohle.

Die Arbeiterzahl beträgt durchschnittlich 2100 Arbeiter, die Zahl der Beamten circa 60. An W 7 ohlfahrts- einrichtungen zählt die Aussiger Fabrik eine grosse Colonie von Arbeiterhäusern, einen eigenen Kindergarten für Arbeiterkinder, ein Asylhaus für sieche Arbeiter, für welches Schaffner aus eigenen Mitteln eine besondere Stiftung begründet hat, ausserdem ein selbstständiges Wohngebäude für den technischen Director und ein grosses Beamtenwohnhaus in der Stadt Aussig selbst. Die Fabrik besitzt eine wohl organisirte heuerwehr, welche aus 184 Mann besteht, besonders adjustirt und mit allen modernen Feuerlöschgeräthen ausgerüstet ist. Für sämmtliche Fabriken des österreichischen Vereines besteht ein Beamtenpensionsfond und ein Arbeiterunterstützungsfond, und wurde im Jahre 1898 aus Anlass des Regierungsjubiläums Seiner Majestät für Zwecke der Unterstützung von Beamten und Arbeitern seitens der Verwaltung noch *ein be­sonderer Fond im Betrage von 100.000 fl. begründet. In einem grossen, allen Anforderungen der Neuzeit entsprechenden Administrationsgebäude sind sämmtliche Bureaux vereinigt, und ebenso besitzt die che­mische Fabrik in Aussig ein grosses Versuchs- und Betriebslaboratorium, in welchem durchschnittlich 6 bis 8 Chemiker und eine grössere Anzahl von Hilfskräften thätig sind.

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