von Superphosphat in den Kreis ihrer Production. Im Jahre 1882 erfolgte eine Erweiterung der Anlage, terner wurde damals die Verarbeitung der Knochen durch Einführung der Fettextr action mittelst Benzin, sowie durch die Gewinnung von Knochenleim und Leimgallerte auf eine moderne Basis gestellt. Eine neuerliche Vergrösserung, sowie die Aufnahme der Salpeter- und Phosphorsäurefabrication brachte das Jahr 1889; diesen Neuerungen reihten sich, durch eine Aenderung in der Verwaltung hervorgerufen, 1890 weitere Reconstructionen an, die Ausgestaltung der Leimfabrication und die Aufnahme der Concentration von Schwefelsäure zur Gewinnung hochprocentiger Waare. Dem Etablissement wurde 1896 eine Zweig niederlassung in Neu-Erlaa bei Wien angegliedert und in allerjüngster Zeit mit demselben die Kunstdünger- und Schwefelsäurefabrik in Kolin fusionirt. Die Peceker Unternehmungen stehen in der letzten Zeit unter der umsichtigen Leitung des Präsidenten Dr. Friedrich Kaufmann.

Eine Specialität unter den österreichischen chemischen Fabriksunternehmungen bildet die Pode- wilssche Fäcalextractfabrik in Graz. Diese Fabrik wurde im Jahre 1872 zum Zwecke der Verarbeitung der in der Stadt Graz auf dem Wege des Tonnensystems gewonnenen menschlichen Fäcalien begründet, doch musste in Folge unüberwindlicher Schwierigkeiten der kaum aufgenommene Betrieb, unter Auflösung der hiefür gegründeten Actiengesellschaft, wieder eingestellt werden. Die Anlage fiel an ihren Erbauer Bau­meister Bullmann zurück, welcher daselbst durch Kochen der der Fabrik zugeführten Excremente mit Kalk­milch die Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak betrieb. Nach dem im Jahre 1881 erfolgten Uebergange des Unternehmens an die Podewilssche Actiengesellschaft kam zu dieser Erzeugung noch die Verarbeitung von Knochen zu Knochenfett, Leim, Knochenmehlen und Superphosphaten hinzu. Dieser Theil des Betriebes zieht alljährlich an 36.000 Metercentnern Knochen in Verwendung.

Die chemische Fabrik in Kojetein, von Moriz Redlich als Oxalsäurefabrik errichtet, musste in Folge des Druckes der ausländischen Concurrenz und wegen ungünstiger Productionsverhältnisse bald ihren Betrieb auflassen, worauf sie von Josef F. Hajek pachtweise übernommen und in derselben Kali­salpeter erzeugt wurde. Anfangs stellte sich ein günstiger Erfolg ein, und der Pächter wurde in die Lage gesetzt, die Anlage käuflich zu erwerben; als jedoch nach der Einführung des rauchlosen Pulvers der Salpeterbedarf gewaltig sank, musste die Production vorübergehend ganz unterbrochen werden und wird selbe gegenwärtig nur in beschränktem Maasse gepflegt. Auf die Rentabilität des Unternehmens übte auch die durch Verfügungen der Finanzbehörden sehr erschwerte Verwerthung des als Nebenproduct sich ergebenden Abfallsalzes eine ungünstige Einwirkung aus. Die Fabrik, von der die Verdampfung der Salpeterlauge im Vacuum ihren Ausgang nahm, soll demnächst neuerlich zur Erzeugung von Oxalsäure umgestaltet werden.

Das chemisch-technische Etablissement der Firma Hermann Dieudonné in Triest und Monfalcone betreibt seit 1878 die Verarbeitung von Sumach zur Gewinnung des Gerbstoffes und wandte sich nach Ueberwindung vielfacher Schwierigkeiten auch der Herstellung anderweitiger Gerbstoffe zu, deren Production mit Hilfe eigens construirter, vorzüglich wirkender Maschinen in grösserem Style vor sich geht. Die mit bedeutenden Opfern wiederholt versuchte Einführung der Farbstoffextract-Fabrication blieb in Folge der übermächtigen auswärtigen Concurrenz bisher ohne positiven Erfolg.

Eine ebenfalls bemerkenswerthe Unternehmung der chemischen Gross-Industrie Oesterreichs, die Firma A. Schram mit ihren Fabriken in Lissek bei Prag und Lundenburg, findet im monographischen Theile des Werkes eine besondere Besprechung. Hier sei nur noch der erfolgreichen Bemühungen des Gründers dieses Hauses, August Schram, besonders gedacht, welche derselbe für die Einführung der Dynamit- fabrication in der Monarchie und für die Verwerthung ihrer Abfallstoffe machte.

An dieser Stelle mag auch die Entwicklung der Dynamit-Industrie in Oesterreich in Kürze besprochen werden, die, wiewohl strenge genommen, nicht in den Rahmen der chemischen Gross-Industrie fallend, mit dieser doch vielfach im Connex steht und so wesentlich auf deren Entwickelungsgang ein­gewirkt hat, dass es nicht wohl möglich wäre, dieselbe zu übersehen.

Die Fabrication von Dynamit wurde von dem Erfinder dieses Sprengstoffes, Alfred Nobel, in Hamburg begründet und von dort durch Vermittelung des österreichischen Generalvertreters dieser Unternehmung, August Schram, im Jahre 1870 nach Oesterreich verpflanzt; es war der damals in hervorragender Stellung an dem Hamburger Unternehmen betheiligte Consul Carstens, welcher zuerst in Oesterreich unter Mitwirkung von August Schram Erhebungen über die Errichtung einer Zweigfabrik in Böhmen unternahm. Das besondere Interesse, welches sowohl seitens der Bergbau-Unternehmungen als auch insbesondere seitens der Militärverwaltung dem Gedanken der Begründung einer Dynamitfabrik in

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