Die Aufzählung der technischen Etablissements im engeren Sinne fortsetzend, haben wir zu nennen die k. k. priv. erste österreichische Ammoniak-Sodafabrik der Jaworznoer Steinkohlengewerkschaft zu Szczakowa. Im Jahre 1882 vom derzeitigen Director des Unternehmens, Dr. Sig. Pick, erbaut, zog dieselbe das Steinsalz aus Wieliczka und Bochnia als Rohmaterial in Verwendung, aus welchem gegen­wärtig pro anno circa 500.000 Metercentner Ammoniaksoda, 32.000 Metercentner Aetznatron (in verschiedenen Stärken von 50120°), dann etwa 10.000 Metercentner Krystallsoda erzeugt werden, welche Producte sich auch eines namhaften Exportes nach Russland erfreuen. Mit dieser Fabrik, welche die erste Betriebsanlage für die Erzeugung von Ammoniaksoda in Oesterreich war, ist auch eine Gas­anstalt mit einer Jahresproduction von 600.000 Cubikmeter Leuchtgas in Verbindung.

Die chemische Fabrik Glassner, Hochstetter & Comp, in Pnvoz bei Mähr.-Ostrau wurde im Jahre 1883 von den öffentlichen Gesellschaftern Karl Glassner und l'heod. Hochstetter erbaut, welch Letzterer jedoch im Jahre 1891 starb, während der Erstgenannte alleiniger Besitzer des Unternehmens ver­blieb. Die Fabrik producirte in den letzten Jahren durchschnittlich 25.000 Metercentner verschiedener Dungmittel, neben circa 7000 Metercentner Leim und etwa 2500 Metercentner Knochenfett.

Die chemische Fabrik der Firma R. Englert & Dr. F. Becker in Prag (Holleschowitz) wurde gleichfalls im Jahre 1883, ursprünglich zur Erzeugung von Pigmentfarben gegründet, später jedoch auch auf die Verarbeitung von Gaswässern für die Gewinnung von Ammoniak und Ammoniumsalzen, und endlich auf die Darstellung von verschiedenen, für die Zwecke der Appretur, Papier- und Tapetenfabrication dienenden Chemikalien und Farben ausgestaltet.

Die chemische Fabrik der Firma Ferd. Schiller, Prag-Holleschowitz, wurde 1887 von Ferd. Schiller gegründet und erzeugt hauptsächlich schwefelige Säure in wässeriger Lösung, Bisulfite der Thon­erde und der Alkalien, Krystallsoda und Aetznatron und als Specialität Nitronaphthalin, sowie eine Wärmeschutzmasse für die Zw'ecke der Isolirung von Dampfleitungen nach eigenem Patent.

Die chemische Fabrik Eisenberg in Böhmen von Dr. H. Kahlenberg in Kunersdorf bei Eisen­berg wurde im Jahre 1888 von Karl Heinr. Konopasek als Anlage für die trockene Destillation des Holzes erbaut. Im Jahre 1889 gieng dieselbe durch Kauf an Dr. Jul. Schmelzer in Teplitz über, welcher die trockene Destillation des Holzes weiter ausgestaltete und die Fabrication von Essigsäure für technische und Genusszwecke einführte. Im Jahre 1896 wechselte die Fabrik abermals den Besitzer, indem sie von Dr. Kahlenberg übernommen wurde. Dieser gestaltete sie unter nennenswerther Erweiterung der Anlage zu einer Fabrik für die Darstellung chemischer Producte, insbesondere die Erzeugung chemisch reiner Reagentien aus.

Von den chemischen Fabriken der Firma L. Erzinger in Aussig a. d. Elbe und Donaufeld bei Wien wurde die erstere 1891 errichtet, um daselbst die vordem in Hard in Vorarlberg betriebene Oxalsäureerzeugung, die sich an diesem Orte als unrentabel erwies, fortzusetzen. Die Anlage erfuhr im Jahre 1893 eine Vergrösserung, als Herr Lackmann aus Barmen zu deren Leiter bestellt wurde, indem dieser die bisher gepflegte Fabrication ausdehnte und derselben noch die Herstellung von Cyankalium und die Fabrication von technischer Essigsäure anreihte. Das Donaufelder Etablissement der Firma, eine Blutlaugensalzfabrik, war ursprünglich im Besitze von Brüder Kafka & Grüneberger, welche, da sie in das Blutlaugensalzcartell nicht aufgenommen wurden, ihre ganze Production an L. Erzinger als Rohmaterial für die Cyankaliumerzeugung lieferten, bis sie im Jahre 1896 durch Zahlungsschwierigkeiten gezwungen wurden, den Betrieb einzustellen. Nunmehr wurde die Anlage von L. Erzinger käuflich erworben, 1897 vollständig neu eingerichtet und daselbst neben der früheren Production auch die Verarbeitung gebrauchter Gasreinigungsmasse aufgenommen.

In den Rahmen der chemischen Gross-Industrie fällt endlich auch die von der MBeschauer Berg- und Hüttenwerks-Actiengesellschaft zu Mileschau bei Pribram in Böhmen eingeführte Pro­duction von Antimonverbindungen, wie Antimonoxyd, Antimonpulver, Antimonglas, Brechweinstein und Goldschwefel, welche auf dem dortigen Antimonbergbau fusst. Während früher von den einzelnen Berg­werksbesitzern blos Antimonium crudum durch Aussaigern aus den erschrotenen Erzen gewonnen wurde, nahm 1857 der Bergwerksbesitzer Jedliczka auch die Erzeugung von metallischem Antimon auf.

Die im Jahre 1891 gegründete obengenannte Gesellschaft erwarb die Bergbauberechtigung und die Werksanlagen auf dem ganzen Terrain des Erzvorkommens, erweiterte die Hüttenanlagen zur Ver- werthung und Verhüttung des Antimonits und der diesen begleitenden Arsen- und Schwefelkiese, wie auch

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