zur Gewinnung des Goldes aus vorfindlichen goldführenden Quarzen. Die unter der Leitung des Hütten- directors Ingenieur Carl Spiske stehenden Werke erfreuen sich einer aufsteigenden Entwickelung und werden heute in ihrer Production und Einrichtung von keinem anderen Antimonwerke übertroffen.

Schliesslich mag auch noch eines im Werden begriffenen Unternehmens gedacht werden, der Fabriksanlage des Consortiums für elektro-chemische Industrie in Golling bei Salzburg. Diese Gesellschaft, welche von Dr. Carl Kellner, einem auf dem Gebiete der Sulfit - Cellulosefabrication allgemein bekannten Fachmanne, unter Betheiligung der k. k. priv. österreichischen Länderbank und der Firma Wagenmann, Seybel & Comp, gegründet wurde, und deren Zweck eine Vereinigung für die Durchführung von Bestrebungen auf dem Gebiete der Elektrochemie sein sollte, hat sich zunächst die Aus­führung des von Dr. C. Kellner erfundenen und ihm patentirten Verfahrens der Gewinnung von Chlor- und Aetzalkalien durch Elektrolyse von Kochsalz und Chlorkalium, sowie des Verfahrens desselben Er­finders für die elektrolytische Erzeugung von Chloraten zum Ziele gesetzt und ist in Golling, unter Be­nützung der Wasserkraft des Salzachflusses, zur Herstellung einer hiefür bestimmten Fabriksanlage ge­schritten.

Die Gollinger Anlage soll auf Grundlage der daselbst verfügbaren Wasserkraft, für deren Ver- werthung ein Wasserwerk für 6000 Pferdekräfte im Bau begriffen ist, errichtet werden.

Das von Dr. Kellner erfundene und ihm patentirte Verfahren der Elektrolyse von Chloralkalien beruht auf der Anwendung des zuerst von Castner verwertheten Princips der Verwendung von Quecksilber als Kathodenmateriale, bei Benützung eigenthümlicher Anoden, wobei das gebildete Natriumamalgam unter Verwendung einer dritten Elektrode (Secundärelektrode) zersetzt und dabei eine neue Stromquelle ge­wonnen wird, eine Gestaltung, die den Vorth eil gewähren soll, dass mit einer geringeren Anzahl von Apparaten eine relativ grosse Production erzielt werden kann und die Uebelstände des Gebrauches von Diaphragmen vollständig beseitigt werden.

Dieses Verfahren, welches unzweifelhaft den Vorzug hat, direct sehr reine Aetzalkalien bei möglichst weitgehender Stromausnützung (angeblich 9296%) zu liefern, und das in neuerer Zeit von der Firma Solvay & Comp, in Brüssel, der bekannten grössten Unternehmung auf dem Gebiete der Alkali-Industrie, zugleich mit dem älteren patentirten Verfahren von Castner für die ganze Welt (mit Ausnahme von Oesterreich-Ungarn) erworben wurde, ist von Dr. Kellner in einer kleineren, mit Dampf betriebenen Versuchsanlage in Golling bereits durch längere Zeit praktisch erprobt worden. Das Verfahren von Dr. Kellner wurde übrigens auch zur Grundlage von auswärtigen Betriebsunternehmungen.

Dr. Kellner beabsichtigt auf Grund seiner Versuche die Benützung des bei dem Verfahren der Elektrolyse von Alkali Chloriden auftretenden Wasserstoffs zur Darstellung von Dianisidin aus Orthonitro- anisol, eventuell zur Durchführung anderer Reductionsprocesse praktisch zu verwerthen und dadurch die Gestehungskosten des Chlorkalks und Aetznatrons noch weiter zu vermindern.

Die Gesammtproduction Oesterreichs an den Hauptproducten der chemischen Gross-Industrie betrug im Durchschnitte der letzten beiden Jahre pro Jahr: 590.000 Metercentner Soda (ioo%ig gerechnet, davon circa 174.000 Metercentner als krystallisirte Soda, 97.000 Metercentner Aetznatron und circa 329.000 Metercentner calcinirte Soda. Die bosnische Fabrik in Lukawac producirt überdies circa 110.000 Meter­centner Soda (ioo%ig gerechnet), wovon 16.000 Metercentner krystallisirte Soda, 23.000 Metercentner Aetznatron und 81.000 Metercentner calcinirte Soda, eine Production, die zum Theil auch auf den österreichischen Markt gebracht wird. Von dieser Gesammtproduction entfallen nur circa 270.000 Meter­centner auf nach dem Leblanc-Processe erzeugte Soda, während der Rest nach dem Ammoniak-Soda- processe gewonnen ist.

Ferner wurden circa 1,500.000 Metercentner Schwefelsäure, 50.000 Metercentner Salpetersäure, 700.000 Metercentner Salzsäure, 100.000 Metercentner Chlorkalk und 1,300.000 Metercentner Super­phosphate producirt.

Mit Ausnahme der Erzeugung an Superphosphaten ist in den letzten fünf Jahren die Production fast aller genannten Producte zum Theile erheblich zurückgegangen, was seinen Grund vornehmlich in den enormen Preisrückgängen hat, welche einzelne Artikel, zum Iheil in Folge der Concurrenz des Auslandes, zum Theil durch die Concurrenz seitens Bosniens, erfahren haben.

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Die Gross-Industrie. V.

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