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Fabrikation chemischer Farben.

Zur eigentlichen Fabrikation chemischer Farben, ob sie nun auf trockenem oder nassem Wege erfolgt, findet in Wien eine Verwendung weiblicher Arbeitskräfte nicht statt; insoferne einzelne Etablissements dieses Zweiges Frauenspersonen beschäftigen, beschränkt sich deren Arbeit auf ganz gewöhnliche Verrichtungen (Reinigen der Sud­kessel u. s. w.).

Die Arbeiterinnen stammen meistens aus den nördlichen, an Böhmen angrenzenden Kreisen Mederösterreichs; sie kommen im Frühjahre nach Wien und kehren bei Eintritt des Winters mit ihren Ersparnissen in die Heimat zurück.

Der Verdienst derselben ist 4 fl. bis 5 fl. per Woche, ln sämmtlichen Farben­fabriken Wiens dürften kaum mehr als 30 solcher Taglöhnerinnen Beschäftigung finden»

S t ä r kef ab r ik ation.

In Mederösterreich werden bei der Fabrikation von Stärke (Weizenstärke), welche manche schwere, anstrengende Arbeit (Tragen von Fruchtsäcken ä l'/ 2 Metzen etc.) bedingt, mei­stens nur Männer verwendet. Durchgehends ist dies in Wien der Fall.

Eine Weizenstärkefabrik auf dem flachen Lande Niederösterreichs, welche täglich bei 100 Ctr. Weizen verarbeitet, beschäftigt wohl nebst 30 Männern auch 10 Frauenspersonen, aber nur auf den Trockenböden und Trockenstuben zum Brechen der Stärke stücke in kleinere Theile und zum Ab wägen und Füllen einpfündiger Packete. Diese Arbeiterinnen, Mädchen von 18 bis 30 Jahren, dürfen übrigens nicht sehr empfindlich sein, da sie jeden Tag durch eine Stunde 20pfiiudige Stärkebrode einen Stock hoch tragen und sich an die im Winter oft sehr bedeutenden Differenzen der Temperatur in den Trockenstuben gegen jene der äusseren Luft gewöhnen müssen. Die Arbeiterinnen erhalten bei einer eilfstündigen Arbeitszeit einen Taglohn von GO65 kr.

Von der Stärkefabriks - Gesellschaft in üedenburg werden gleichfalls Arbeiterinnen beschäftigt.

Die Kartoffelstärke-Fabriken in Böhmen verwenden kräftige, gut abgehärtete Arbei­terinnen der billigeren Arbeit wegen zu last allen technischen Verrichtungen dieses Indu­striezweiges ; dasselbe findet auch in den vielen kleinen Kartoffelstärke-Fabriken Mährens statt.

Die Ablichtung nimmt nur wenige Wochen in Anspruch.