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Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : Weltausstellung 1873 in Wien ; erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon / verfasst von Carl Holdhaus und Franz Migerka
Entstehung
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Gruppe IX.

Stein-, Thon- und (»las-Industrie.

Erzeugung* von Svderolith-, Steingut- und Porzellan- Waaren,von letzteren insbesondere Porzellanknöpfe.

Die Syderolithwaaren-Fabrikation verwendet erst in der Neuzeit weibliche Arbeits­kräfte, u. z.:

1. Zürn Formen (mittelst Gypsformen).

Die hiebei beschäftigten Arbeiterinnen sind vorwiegend der Altersclasse von 15 bis 25 Jahren entnommen. Der Wochenlohu bewegt sich zwischen 11. 3 und 11. 7. Die Lehr­zeit beträgt circa 8 Wochen.

Lm Ganzen wird nur ein mittlerer Grad von Fertigkeit gefordert; nur grössere Stücke bedingen eine grössere, erst durch längere Uebuiig zu erwerbende Geschicklichkeit.

2. Zum Malen, Vergolden und Bronzireu der geformten und gebrannten Waare.

Dieser Arbeitszweig setzt Farbensinn und Geschmack voraus.

Die Lehrzeit währt, allerdings nur iusoweit die manuelle Fertigkeit in Betracht kommt, G bis 8 Wochen.

Die wöchentlichen Verdienstgrenzen sind gleichfalls fl. 3 und fl. 7. Die zumeist ver­tretenen Altersclassen sind 15 bis 20 Jahre.

Die Arbeiten, welche in der Erzeugung von S t e i n g u t w a a r e n dem weiblichen Ge- schlechte zugewiesen sind, bestehen:

1. Im Bemalen. Je nach Beschaffenheit der auszuführenden Dessins und je nachdem nur verglühte oder bereits mit Glasur versehene Geschirre zu behandeln sind, erfordert diese Arbeit einen mehr oder minder hohen Grad von Geschicklichkeit und Fertigkeit.

2. Im Ueberziehen des verglühten Steingutes mit Glasur. Beide Arbeitsprozesse sind weder anstrengend noch der Gesundheit nachtheilig.

In der Fabrik von L. & C. Hardtmuth in Budweis beträgt bei zehnstündiger Ar­beitszeit der wöchentliche Verdienst beim ersten Arbeits-Prozesse fl. 4 bis fl. 7, beim zweiten fl. 4 bis fl. 5.

Für feinere Malereien verwendet diese Fabrik jedoch männliche Kraft.

Die in der Prager Porzellan- & Thonwaaren - Fabrik in Smichow, die namentlich Porzellanknöpfe in den Verkehr bringt, welche an Tapezierer in grosser Menge abgesetzt werden, dem weiblichen Geschlechte übertragenen Arbeitsprozesse, die Zahl der in den- . selben Beschäftigten und der durchschnittliche Verdienst dieser sind folgende:

1. Kiessortiren.

Zweck ist Ausscheiden aller Unreinlichkeiten, insbesondere aber der Eisentheile aus dem Kiese.

Es sind damit 2 Mädchen beschäftigt, welche per Tag mit 50 kr. entlohnt werden.