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Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie und in einzelnen Zweigen des Verkehrswesens Österreichs : Weltausstellung 1873 in Wien ; erläuternder Text zu einer Abtheilung der Ausstellung im Frauen-Pavillon / verfasst von Carl Holdhaus und Franz Migerka
Entstehung
Seite
109
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Gruppe VIII.

II o 1 l - 1 ii d u s t r i v.

Fabrikation von Holzrouleaux.

In dieser Industrie gibt es verschiedene leichtere Arbeiten, welche von weiblichen Individuen verrichtet werden, und zwar:

1. Das Abwinden oder Spulen des Garnes.

Bei dieser Arbeit bedient man sich des Spulrades, welches mit der rechten Hand in Bewegung gesetzt wird; die linke Hand dient zur Führung und Spannung des Fadens, der regelmässig wie eine Spirale auf die Spule aufgewunden werden muss. Die Arbeit ist nicht anstrengend, sie wird sitzend verrichtet. Es können Mädchen von 12 bis 15 Jahren dazu verwendet werden.

Vorwiegend bedient man sich jedoch der Windmaschine, welche mit dem rechten Fusse oder auch mit Dampfkraft in Bewegung gesetzt wird. Diese Arbeit erfordert schon eine grössere Umsicht, weil auf der Windmaschine 10 bis 12 Spulen auf einmal aufgewunden werden; man kann nur kräftigere Mädchen im Alter von IG bis 24 Jahren dazu verwenden, besonders wenn die Maschine mit dem Fusse in Bewegung gesetzt werden muss. Die hiebei angestrengten Körpertheile sind Augen, Arme und Fiisse.

Wochenlohn 5 bis 7 fl., durchschnittlich 5 fl.

2. Das Sclieereu, Schweifen oder Zetteln.

Sobald die Spulerei die zu einer Kette erforderliche Anzahl von Spulen geliefert hat, werden dieselben nach der Ordnung an den Schweifstock gesteckt und die Fäden der Spulen durch die Augen des Scheerbretchens hindurchgeführt.

Nach Beendigung dieser Arbeit beginnt das Sclieeren, Schweifen oder Zetteln. Am oberen Ende des Schweifrahmens wird das Kreuz gelegt, um die angefertigte Kette ord- nungsmässig zertheilen zu können. Der Schweifrahmen wird mit der linken Hand in Bewegung gesetzt, und wenn die zu einer Kette nöthige Anzahl von Fäden geschweift worden ist, wird selbe von dem Schweifrahmen herabgenommen und auf die Trommel gewunden, von wo die Fäden der Ketten in eine Restelle (Rastrello) gezogen werden, um sie dann ordnungsgemäss auf den Kettenbaum (Subbio) bringen zu können. Das Aufwinden auf den Kettenbaum geschieht mittelst einer Handmaschiiie.

Alle in diesem Absätze beschriebenen Manipulationen sind nicht anstrengend und es werden Mädchen im Alter von 15 bis 24 Jahren dazu verwendet. Die Arbeiten, welche bei mehrwochentlichem aufmerksamen Zusehen leicht zu erlernen sind, werden sitzend verrichtet.