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Bei allen Arbeitsverrichtungen, welche dem weiblichen Geschlechte in der Handschuh- iabrikation obliegen, handelt es sich stets um Nadelarbeit. Die betreffenden Arbeiten sind folgende:

1. Das eigentliche Nähen des Handschuhs; es wird nicht mehr mittelst Handnaht, wie sie bis in die Dreissiger-Jahre üblich war, sondern auf der Handschuhnäh­maschine vorgenommen. Letztere Maschine, auch Kamm genannt, ist aber nicht mit der seit einigen Jahren erfundenen selbsttätigen Handschuh-Nähmaschine nach amerikanischem Principe zu verwechseln; es ist vielmehr die alte, früher schon gebrauchte Maschine ge­meint, die man eigentlich keine Nähmaschine im jetzigen Sinne des Wortes nennen kann. Sie ist als ein Regulator zu bezeichnen, welcher nur eine gleichere Naht, die gleich weite Entfernung eines Stiches vom andern bezweckt, indem durch zwei Metallplatten, in die aufeinanderpassend eine Reihe feiner Zähne eingeschnitten ist, die Nadel hindurchgeführt werden muss. Die Sache sieht sich sehr einfach an, und dennoch erfordert es längere Zeit, bis die Arbeiterin imStande ist, bei jedem Stiche den Faden gleich stark an den Zahn anzuziehen.

Der geschnittene Handschuh wird so aus den vorliegenden kleineren Theilen zusam­mengenäht; in gleicher Weise fertigt man auch die Einfassung, das Knopfloch und die auf der oberen Handfläche befindlichen drei Nähte an.

Der weitaus grösste Theil der Handschuhe wird auf die bezeichnete Art genäht, so dass dieser Theil der Fabrikation auch die überwiegende Menge -(80 pCt.) der Ar­beitskräfte in Anspruch nimmt. Die Qualität der Arbeit bleibt ungeachtet der Maschine dennoch eine sehr verschiedene, und es gibt nur einen Bruchtheil tadelloser Naht.

Der Preis, welcher für diese Arbeit gezahlt wird, variirt in Wien zwischen 16 und 26 Kreuzer pr. Paar Handschuhe zu Einem Knopf, und es beträgt der tägliche Verdienst 64 kr. bis t fl. 4 kr. Es ist selbstverständlich, dass die jetzt verlangte Art Handschuhe mit vielen Knöpfen auch einen entsprechend höheren Arbeitslohn, und zwar bis 34 kr. per Paar, bedingt. In Prag beträgt der Lohn für das Paar 13 bis 21 kr.

2. Das Nähen auf der selbstwirkenden Nähmaschine (System Rudolf)- Hiebei hat die Arbeiterin nur die Maschine zu bedienen und derselben die vielen einzelnen Be­standteile, richtig aneinander gefügt, vorzulegen.

Die Anwendung dieser Maschine ist noch bei weitem nicht so verbreitet, wie sie es verdiente. Ohne Zweifel wird sich jedoch das Nähen mit derselben, den Gebrauch der unter 1 erwähnten Maschine (Regulator) verdrängend, überall Bahn brechen, sobald die Maschine so verbessert ist, dass auf ihr auch die feinste Naht erzeugt werden kann.

Mit dieser Maschine erzielt die Arbeiterin einen ungleich grösseren Lohn; denn die nöthige Uebung und Fleiss vorausgesetzt näht die Maschine per Tag 10 bis 15 Paar Handschuhe; doch gibt es Näherinnen, welche es bis zu 20 Paaren bringen. Es resultirt daraus, da der Preis für die Naht derselbe ist, wie bei der früher erwähnten alten Hand­schuh-Nähmaschine, ein täglicher Arbeitslohn von 2 fl. 40 kr. bis 2 fl. 80 kr.

In Prag beträgt der durch diese Maschine ermöglichte wöchentliche Verdienst 7 fl. 20 kr. bis 10 fl.

3. Das Tambouriren der Handschuhe mit Seide. Diese Arbeit wird ange­wendet, um bei den auf der oberen Handfläche befindlichen Handschuhnähten eine vollere Naht zu erzielen; fast ausnahmslos findet das Tambouriren der Schnürchen auf den für England und Holland bestimmten Handschuhen statt. Die Stiche werden mit einem fein gezahnten Stahlinstrumente 1-, 2- oder 3reihig vorgeschlagen, sodann wird der geschnit­tene Handschuh in einen Rahmen gespannt und mittelst einer mit einem Häkchen ver­sehenen Madel die stärkere Seide durchgezogen.