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Das Alter der derzeit in Wien in Verwendung stehenden Arbeiterinnen reicht vom 14. bis zum 50. Jahre; über 50 Jahre gibt es wenige, da in diesem Alter die Elasticität der Hände und mit ihr die gewünschte Schnelligkeit der Arbeit nachlässt.

Die Arbeiterinnen sind zu drei Viertheilen Landmädchen aus Nieder-Oesterreich und Böhmen, welche eben schon als Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren zum Gewerbe kamen, und nur zum vierten Theile Wienerinnen, da von diesen die bedingte längere Lehrzeit selten beliebt wird.

Der Lohn beziffert sich dermalen bei Wochenarbeiterinnen mit täglich zehnstündiger Arbeitszeit (excl. der Ruhepausen) auf 6 fl., bei Stückarbeiterinnen, welche nach einge- gefiillten und geleerten Formen berechnen, auf 7 bis 8 fl. wöchentlich.

Bei dieser Industrie sind in Wien ca. 50 Mädchen und Frauen beschäftigt.

Anmerkung.

Seit zwei Jahren werden in der hiesigen Fabrik von C. Falk & Comp, auch in der Feingoldschlägerei Mädchen mit gutem Erfolge verwendet, und zwar zum Beschnei­den von echtem Blattgold, Blattsilber und Aluminium. Es ist dies eine Verwendungsart, die in Deutschland, Frankreich und England seit Jahren eingeführt ist, in Oesterreich aber hauptsächlich an dem Widerstande der Gehilfen und wohl auch an der einigermassen mühsamen Erlernung scheiterte. Es ist dies um so mehr zu bedauern, als nur durch die Verwendung der weit billigeren weiblichen Arbeitskräfte die Concurrenz des Auslandes mit Erfolg bestanden werden könnte.

Die Arbeit des Goldbeschneidens geschieht ähnlich dem Leeren der Formen bei der Metallschlägerei und erfordert nur mit Rücksicht auf das hierbei verwendete werthvolle Material (Feingold, Feinsilber und Aluminium) eine grössere Aufmerksamkeit. Das Be­schneiden selbst ist eine leichte, schöne Arbeit; der Verdienst beträgt schon bei minder tüchtigen Arbeiterinnen 5 fl., kann sich jedoch bis auf 10 fl. per Woche steigern.

Feilen-Fabrikation,

In diesem Industriezweige werden weibliche Arbeitskräfte verwendet:

1. Zum Putzen der Feilen nach dem Härten derselben.

Zur Erlernung dieser Arbeit genügen 8 Tage; schnelle und genaue Reinigung des Hiebes (der Furchen) gibt erst eine längere Uebung. Nur bei ganz grossen Sorten Feilen ist einige Kraft, jedoch blos auf Augenblicke erforderlich. Die Arbeiterin braucht lediglich ein gesundes Auge, um schnell die Stellen zu sehen, die eine Reinigung erheischen.

Die Arbeit geschieht stehend. Durch das Bürsten der Länge und Breite nach wer­den zumeist die Hände angestrengt; der Gesundheit ist die Arbeit, die in gesunden, luf­tigen Localitäten vorgenommen wird, in keiner Weise nachtheilig.

In grossen Fabriken werden zur Arbeit des Feilenputzens meist Witwen im Alter von 30 bis 50 Jahren verwendet, welche nebst ihrer Pension und freier Wohnung einen Verdienst von 3 bis 3 '\ fl. per Woche aufbringen.

2. Ausser der Arbeit des Putzens der Feilen werden Frauenzimmer auch noch zum Verpacken (Einbinden) der fertigen Feilen in Papier verwendet.