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Holzschnitzerei.

Die Holzschnitzerei beschäftigt an Tausende von Männern, Frauen und Kindern. Gegenstand der Hausindustrie sind die Erzeugnisse einzelner Productionsgebiete, so z. 11. jene des Grödnerthales in Tirol in Folge einer glücklichen Organisation des Vertriebes Artikel des Welthandels. Bis in die jüngste Zeit herab war aber einer der Hauptvorzüge dieser Arbeiten ein unglaublich niederer Preis. Der Mangel künstlerischer Vorlagen er­scheint hei dem Marktwerthe, mittelbar den hierdurch bedingten unglaublich niederen Löhnen leicht erklärlich. Nur die fast bewundernswerthe Fertigkeit und Geschicklichkeit der mit der Erzeugung des Massenartikels Beschäftigten und das unverdrossene Zusammen- schaffen aller Familienglieder ermöglicht ein den bescheidenen Ansprüchen einigermassen genügendes Einkommen.

Ein Umschwung zum Besseren ist ungebahnt durch die Fachschulen, welche in der neueren Zeit an verschiedenen Puncton Hallein, Mondsee, Hallstadt in Oberösterreich, Innsbruck, Imst, Gröden in Tirol, Tachau und Wallern in Böhmen, Wall. Meseritsch in Mähren, Gmünd in Kärnthen ins Leben gerufen wurden.

Ein veredelter Formensinn und der Gebrauch besserer, zweckmässigerer Werkzeuge linden bereits ihren Ausdruck in einzelnen Leistungen. Dank der angebornen Tüchtigkeit der Bewohner ist die Annahme einer ungleich höheren Leistungsfähigkeit in der Zukunft vollkommen begründet.

Erzeugung von Möbeln, aus massiv gebogenem

Holze.

Dieser Industriezweig beschäftigt Tausende von Mädchen und Frauen, tlieils im Hause, tlieils in geschlossenen Etablissements.

Die bezüglichen, ihrer Einfachheit wegen keiner Erläuterung bedürfenden Arbeits­zweige sind:

1. Nachputzen, bestehend in Haspeln, Feilen, Schleifen der gebogenen Holztheile.

2. Poliren.

3. Flechten des Rohres.

4. Verpacken (Einwickeln in Stroh).

Pas Flechten ist zum grossen Theile Hausindustrie und beschäftigt alle Altersclassen.

In den anderen Arbeitszweigen beginnt die Verwendung, je nach der erforderlichen Körperkraft, durchschnittlich mit dem 14., IG., theilweise erst mit dem 18. Lebensjahre.

Die Entlohnung findet nach dem Stücke statt. Die Höhe des Verdienstes ist daher durch den Fleiss und die Fertigkeit der Arbeiterin bedingt. Er bewegt sich, per Woche gerechnet, in der Flechterei zwischen 2 11. 80 kr. und 5 11.; bei dem Poliren zwischen 3 ti. 40 kr. und 7 fl.; hei dem Nachputzen zwischen 3 fl. 20 kr. und 8 11.; bei dem Verpacken zwischen 4 fl. 50 kr. und G fl.

Von den circa 5000 betragenden Arbeiterinnen dieses Industriezweiges sind beschäftigt: Mit Nachputzen und Poliren beiläufig je 25 Perc.; mit Rohrflechten ungefähr 4G Perc. ; mit Einpacken gegen 4 Perc.

In den geschlossenen Etablissements namentlich sind die Arbeitsbedingungen durch- gehends sehr günstig, die Verrichtungen überhaupt sind ziemlich einfacher Natur und bei einiger Aufmerksamkeit leicht ausführbar.