137

Das Alter der Arbeiterinnen, die von gesunder Constitution sein müssen, variirt zwischen IG40 Jahren.

In den Wiener Buchdruckereien dürften im Ganzen über 1000 weibliche Personen beschäftigt sein.

Schliesslich sei noch darauf hingewiesen, dass junge Mädchen oder Frauen, welche mit entsprechenden Schulkenntnissen ausgerüstet sind, auch zur Herstellung des Schriftsatzes verwendet werden können, in welcher Beziehung die in der Buch­druckerei der k. k. Statthalterei in Trag mit günstigem Erfolge angestellten Versuche be­reits den Beweis geliefert haben. Frauenspersonen, die sich diesem Fache widmen, würden in die Lage kommen, schon nach zwei- bis dreimonatlicher Praxis G fl., und nach einjähri­ger guter Verwendung 12 11. und darüber per Woche zu verdienen.

Hol- und Staatsdruckerei in Wien.

Die k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien beschäftigt weibliche Arbeitskräfte: ä) In der Schriftgiesserei; b) bei der Stempel-, Briefmarken- und Briefcouverts-Fabrikation; c) in der Brief- und Stempelmarken-Leimerei.

a) Seliriflsriesserei.

In der Schriftgiesserei besorgen Arbeiterinnen im Alter von IG bis 30 Jahren, von welchen die meisten über 20 Jahre alt sind, die Arbeiten des Ab breche ns der Gusszapfen, des Schlei fens und Aufsetzens der Typen. Alle drei Manipulationen, deren Beschreibung in dem AbschnitteSchriftgiesserei (Seite 107) enthalten ist, wer­den von einem und demselben Individuum abwechselnd ausgeführt.

Der wöchentliche Arbeitslohn beträgt 4 bis 8 fl., im Durchschnitte 5 fl., bei zehn­stündiger Arbeitsdauer.

Die Zahl der von der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in der Schriftgiesserei-Abthei- lung beschäftigten Arbeiterinnen beträgt 15.

I») Stempel-, Briefmarken- uml Briefeoiiverts-Fabrikation.

In dieser Abtheilung werden, mit Ausnahme weniger, die Kraft eines Mannes in An­spruch nehmenden Arbeiten, sämmtliclie Manipulationen von weiblichen Individuen im Alter von 14 bis 28 Jahren, zumeist von 15-bis 20 Jahren, verrichtet. Diese Arbeiten sind:

1. Das Einlegen und A b n e li in e n der Bogen.

Die Briefcouverts, Briefmarken, Frachtbriefe und Correspondenzkarten werden in grossen Bogen auf den mit Dampf betriebenen Buchdruck-Schnellpressen gedruckt und jeder einzelne Bogen am Druck-Cylinder auf zwei eiserne Stifte gelegt. Das Einlegen strengt in der ersten Zeit besonders den Oberkörper, die Augen, Armgelenke und Füsse, sowie die Fingerspitzen an ; es erfordert Accuratesse und unausgesetzte Aufmerksamkeit. Auf eine sichere Hand, Gewandtheit und ein scharfes Auge wird bei Auswahl der hiezu abzurichtenden Mädchen besonders gesehen.

Dieselben erlernen das richtige Einlegen binnen 14 Tagen und verdienen bei zehn­stündiger Arbeitsdauer wöchentlich 5 bis 9 fl., im Durchschnitte 7 fl.

Das Ab n eh men der gedruckten Bogen, wo dies nicht die Schnellpresse mittelst sogenannter Selbstausleger besorgt, ist eine sehr einfache, in einem Tage zu erlernende