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des Vizekönigs sich mit Weibern und Kindern angesiedelt haben; es enthält einige regelrechte Straßen, ist aber ebenso schmutzig, als es die übrigen Wohnorte Egyptcns zu sein Pflegen. Hier war Nichts zu sehen, wir mußten auf unser Schiff zurückkehren und besseren Wind abwarten. Einige Soldaten liefen am Ufer herum und unterhielten sich damit, die Kamele und deren Treiber, welche aus den Steinbrüchen des Mokhadam Werkstücke herbeiholten, zu prügeln. Am Ufer lagen große Lastbarken, um die Steine einzunehmen; die Mannschaft derselben war mit dem Beladen der Schiffe beschäftigt und wurde dabei ebenfalls von den Soldaten beaufsichtigt. Einer dieser Lungerer befahl unserem Reis, sogleich abzufahren, weil unser Schiff anderen Barken im Wege liegen sollte. Man achtete seiner nicht; als er aber in brutaler Weise die Stricke zerhauen wollte, mit denen unser Schiff am Ufer gehalten wurde, sprang Pater Knoblecher an's Land und verwandelte den schnaubenden kleinen Tyrannen durch bloßes Vorzeigen seines Firmahns in einen demüthigen Sklaven.
Um Mittag glaubte der Reis weiter fahren oder wenigstens das andere Ufer erreichen zu können, um vor dem hereinwehendcn Sande geschützt zu sein. Mitten im Strome aber legte der Wind das Schiff so auf die Seite, daß die Wellen hereinschlugen und der geängstigte Steuermann aus vollem Halse um Hülfe schrie. So glaubten wir wenigstens, doch war es so schlimm noch nicht gemeint. Der Mann verlangte nur ein Messer, welches, mit einem „Bö issm lillalli" (im Namen Gottes) in den Vordcrmast gestoßen, die Kraft hat, den Wind zu theilen oder zu schneiden. Ich weiß nicht, ob es das Messer war, welches den Wind wirklich ,,zerschnitt" oder nicht, er wurde uns aber plötzlich günstig und jagte die Barke mit der Schnelligkeit eines Dampfbootes den Strom hinan.
Man kann sich wirklich keine angenehmere Reise denken, als die in einer Nilbarke, wenn man in Gesellschaft und mit allem Nöthigen wohl versehen ist. Bei längeren Nilreisen miethet man das Schiff mit seiner Mannschaft aus unbestimmte Frist; für eine