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Natur noch in der chaotischen Verwirrung des Schöpfungsmorgens vor dem Auge des Beschauenden: so unendlich wild ist das vom Donner des Wasserfalls scheinbar erzitternde Panorama.
Mit einbrechender Nacht kamen wir in Abke an. Die Matrosen vieler, hier in einer Bucht wie im Hafen liegenden, Barken saßen bei einer Temperatur von -s- 14? Reaum. am Feuer und wärmten sich. Auch unseren verwöhnten Körpern that die Wärme des Feuers wohl. Die Nacht war wundervoll. Noch hallte das Tosen des Katarakts in unserer Nähe als Echo wider, aber es begleitete nur die nicht unmelodischen Klänge der nubischen Zither, welche, weil sich das junge Volk der Schiffer zum Tanze ordnete, vor uns von kundiger Hand geschlagen wurde. Im Strome konnte ein scharfes Auge den Mastenwald der nahebei vereinigten Schiffe erkennen; er selbst glich einem stillen, nur melodisch an dem Felsenufer plätschernden See, darin die leuchtenden Sternlein wieder flimmerten. Würzige Mimoscndüfte schwängerten die frische reine Luft. Im leichten Winde rauschten die Kronen der Palmen; sie rauschten sanfter und weicher — wir schliefen!
In Abke lagen mehr als fünfzig jener kleinen Barken, welche man zur Fahrt in den Katarakten benutzt und löschten ihre von Dongola el Urdi hierher gebrachte, fast nur aus ScnneSblät- tern bestehende, Ladung. Die Schiffchen sind aus einzelnen, ver- hältnißmäßig kleinen Planken ohne Rippen zusammengenagelt, haben einen Mast mit rautenförmigem Segel, aber keine Kajüten, sondern nur einen höchst unbequemen Schiffsraum, welcher selten mehr als vierzig arabische Centncr an Ladung aufnimmt. Alle Abweichungen dieser Bauart von der anderer Nilschiffe sind durch die gefährliche Wegstrecke, innerhalb deren sie sich bewegen, geboten. Die Rippen fehlen, damit das Boot eine möglichst große Elastizität bekommt und bei dem häufig vorkommenden Auffahren >> und Ausstößen an Felsenstücke nicht sogleich leck wird; die zwischen zwei Raaen (eine bewegliche und eine unbewegliche) eingeklemmten Segel sind rautenförmig, damit man die Kraft des Segels nach