Dokument 
Erster Theil
Entstehung
Seite
76
Einzelbild herunterladen

76

still auf ihren sechs bis zehn Eiern, der Pelekan ruht dort von seiner Fischjagd aus und putzt sich mit plumpem Schnabel das ro- senroth überhauchte Gefieder, die schwanzwippende Felsenbachstelze (NotaMs ogpsnsich wird hier geboren. Jetzt schwellt die' gewit- terreiche Regenzeit der Tropen den mächtigen Strom. Die Um­stände ändern sich, die Felsen sind jetzt die Träger des Lebens, der Strom droht Vernichtung des grünenden Weidendickichts der Insel. Aber schlank und schmiegsam beugt sich die Gerte vor dem Zürnen des Gewaltigen. Sie senkt sich, zitternd vor dem heftigen Wellen- drang, tief ein in die trüben Fluthen, aber geschickt weicht sie und grünt und blüht bei fallendem Nile kräftiger und lebendiger als vorher.

Das Steinthal ist kaum fähig kleine Vogel zu ernähren und dennoch giebt es Menschen, welche es ihre Hcimath nennen. In meilenwciten Abständen haben sie sich kleine Hütten erbaut, sie be­sitzen nur Das, was sie der Milde des Stromes zu verdanken ha­ben. Mit Lebensgefahr schwimmen sie zu einer, von dem Gebir­gen her vielleicht unzugänglichen, stillen Felsenbucht und streuen hier Bohncnkörner in den aus den Steinen haftenden Schlamm. Der Ertrag der Ernte ist ihr Reichthum; sie besitzen weiter Nichts; sie sind so arm, daß ihnen selbst die egyptische Regierung keine Steuern auferlegen konnte. Es giebt im Battn el Hadjar wohl auch einzelne Stellen, an denen mehrere Nubicr vereinigt ihre Strohhäuser aufgeschlagen haben, ein kleines Stückchen Feld bewirthschaften und zwei Rinder oder vier Ziegen hakten können, aber das sind Oasen, welche nicht das Gepräge dieser unglückli­chen Provinz an sich tragen. Ein Palmenbaum, ein Strauch, eine Hütte wird hier mit Jubel begrüßt; ein Bohnenfeld ist das Ziel tagclangcr Hoffnung, ein Schöpfrad das Zeichen des Reich­thums. Das Steinthal ist unendlich, unsäglich arm!

Am 19. November. Die Mohammedaner feiern das Fest zur Erinnerung an das Opfer Abraham's; unser Schiffsvolk sitzt in Feiertagskleidern auf dem Deck der Barken und läßt den günsti­gen Wind unbenutzt vorübcrblasen; wir kommen erst um Mittag in Bewegung. Ruhig sitzen wir im Schiffsraum. Urplötzlich er­zittert die Barke in ihrem ganzen Bau, sie ist mit furchtbarem Kra-