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Erster Theil
Entstehung
Seite
82
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Gefahr vorüber ist, drückt er dankend die Stirne in den Staub. Er ermähnt seine Untergebenen, ihren religiösen Verpflichtungen nach­zukommen; seine Frömmigkeit ist keine Maske, sondern tiefgefühlte Wahrheit.

Mit dem schwachen Winde des Abends und nächsten Mor­gens kamen wir bis zum Schellahl von Dahle. Bellahl war wieder der Erste, welcher alle schwierigen Stellen überwand; die übrigen Rc'isihn *) zogen es vor, auf stärkeren Wind zu warten. Dieser blieb aus, die Barken mußten, um nicht von der Strö­mung wieder weit zurückgetrieben zu werden, anlegen, wo sich ein geeigneter Punkt zur Befestigung des Haltseilcs fand, und lagen nun zerstreut im Schellahl umher. Wir waren mit dem Jesuiten Ryllo, auf dessen Boote sich die Küche befand, am linken, Padre Petre- monte und Fatchalla Madruß am rechten Ufer gelandet, das Boot des B. S. hing mitten im Strome an einem Felsblock. Diese Windstille machte eine Vereinigung aller Schiffe unmöglich. Es gelang uns nur durch die Kühnheit eines rüstigen Schwimmers, den Versprengten Nahrungsmittel zukommen zu lassen.

Ein starker Nordwind führte am 4. Dezember, nach dreißig- stündigcr Trennung, die zerstobenen Mitglieder der Reisegesellschaft wieder zusammen. Er ging bald in Sturm über und brachte em­pfindliche Kälte mit sich. Das Thermometer stand zwar noch im­mer auf -s- 12" Reaum.-, aber uvir froren bei dieser Temperatur und mußten Decken und Pelze herversuchen, um uns zu erwärmen. Der Sturm hielt auch am folgenden Tage mit gleicher Stärke an. Man hatte nur ein Dritttheil des Segels geöffnet, aber der Sturm jagte das Boot trotzdem mit der Schnelligkeit eines Dampfschiffes den Strom hinauf. Unser Schiffsvolk saß seekrank, mit kläglichen Mienen am Vordertheile der Barke.

Wir waren in das Palmenland Dahr-el-Mahhaß**) ein­getreten. Die Gebirge des Battn cl Hadjar sind hier verschwun­den, die flachen Stromufcr geben fruchtbaren Feldern Raum, mei-

*) Plural von Reis.

**) Dahr bedeutet Land oder HauS.