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Erster Theil
Entstehung
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158
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das Messer zum gewöhnlichen Gebrauche oder als Waffe benutzt und das Amulet in hohen Ehren gehalten, obgleich es nur ein mitKho- rahnsprüchen beschriebenes Papier ist, welches aber die Macht haben soll, verschiedenen Krankheiten vorzubeugen. Einige tragen an lang herabhängenden Riemen lederne Brieftaschen, welche recht zierlich ge­arbeitet sind, fünf Abtheilungen enthalten und in den Beinkleidern verborgen werden. Hierin bewahren sie sich ihr weniges Geld und wichtige Schriften auf. Mehr zur Spielerei als zum wirklichen Gebrauche sieht man in ihren Händen mahammcdanischc Rosenkränze, deren Perlen sie, ohne Etwas dabei zu denken, durch die Finger glei­ten lassen.

Von Zeit zu Zeit schceren sie sich die Haare ab und bedienen sich hierzu ganz schlechter Barbiermeffer, welche vorher auf der Sandale gewetzt werden. Nur auf dem Scheitel läßt man die krausen, wolli­gen Locken mehrere Zoll lang wachsen. Dann und wann sieht man aber auch, wie eine Erscheinung aus alten vergangenen Zeiten, einen Nomaden aus der Gegend des Atbara oder dem Innern der Dje- sihre, welcher sich in seinem Haarputz wesentlich von den übrigen Sudahnesen unterscheidet. Er trägt das Haar sechs Zoll lang und krcmpt es über der Stirn in die Höhe, salbt es reichlich mit Butter und steckt in dieses krausige Gelock zwei neun Zoll lange, sorgfältig geglättete und schön verzierte Holznadeln, um damit unter den zahl­reichen Insassen seines Hauptes Ruhe herzustellen*). Bis zum Jahre 1850 sah man die Männer stets mit einer oder zwei acht Fuß langen Lanzen erscheinen. Diese Waffe verließ sie nie und war ebenso schnell zum Angriff als zur Vertheidigung zur Hand. Laticf-Pascha verbot das Tragen derselben allen Männern des Sudahn mit Aus­nahme der Nomaden und hat durch diese anerkennenswerthe Vorsichts­maßregel häufigen Morden gesteuert. Doch hat durch den Wegfall

*) Die Araber und Sudahnesen sind sehr mit Läusen geplagt und kön­nen sie nie los werden. Bei den Sudahnesen sind die Läuse schwarz wie die Kopfhaut, auf welcher sie sich aufhalten. Die Wohnungen beherbergen dazu noch viele Wanzen, merkwürdiger Weise aber keine Flöhe. Sobald man die Tropen betritt, verschwinden diese unangenehmen, in Egypten äußerst häufigen Geschöpfe.