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Erster Theil
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der Lanze das Bild der Sudahnesen viel von seinem eigenthümlichen, fremdartigen Charakter verloren.

Ebenso einfach als die Kleidung der Männer ist im Sudahn auch die Tracht der Frauen. Die Mädchen tragen bis zu ihrer Vcr- heirathung den RLHhLd, jene aus mehreren Hundert feinen Lc- dcrstreifcn bestehende Schürze, welche mit Quasten und, zur Bezeich­nung der Jungfräulichkeit, mit Muscheln verziert wird. Am Tage ihrer Verheirathung vertauschen sie den zierlichen, sehr wohl kleiden­den Rahhad mit einer Baumwollcnschürze. Auch sie besitzen Amu­lett, befestigen diese aber nicht, wie die Männer, am Oberarm, son­dern tragen sie an langen Schnüren unter ihrer Schürze auf dem bloßen Körper. Der Aberglaube lehrt sie dieselben als untrügliche Mittel gegen viele Krankheiten, vor Allem gegen Unfruchtbarkeit be­trachten. Die Fcrdah bekleidet auch bei ihnen als letzter Ueberwurf den Körper, wird aber auf andere Art getragen, als bei den Män­nern. Sogar der Stoff zu der von den Frauen benutzten Ferdah ist ein anderer, als zu jener. Er ähnelt mehr unserer Ga^e und läßt die braune Hautfarbe der Schönen durchschimmern. Man umhüllt mit der Ferdah den Körper bis zu den mit Sandalen bekleideten Füßen herab und wickelt mit ihr auch den Kopf so ein, daß nur das nie verschleierte Gesicht von ihr frei bleibt. Die Nase wird mit großen und starken messingenen oder silbernen (früher goldenen) Ringen verziert und diese geben nebst den blau gefärbten Lippen dem Ge­sicht etwas so Widerliches, daß man es aus ästhetischen Rücksich­ten lieber verhüllt sehen möchte. Wie überall, suchen auch im Su­dahn die Frauen einen gewissen Lurus zu entfalten. Dem zu Folge sind ihre Sandalen weit kostbarer gearbeitet, als die der Männer. Während sich diese mit einfachen, nur anderthalb Groschen unseres Geldes kostenden, Ledersohlcn begnügen, benutzen jene aus mehre­ren Stücken zusammengeheftete und mit allerhand Schnörkeln ver­zierte Sandalen, welche bis zu dem Preise von dreißig Piastern oder zwei Thalern preußisch verkauft werden. DaS krause Haar wird auf ganz eigenthümliche Art von besonderen Künstlerin­nen aufgeputzt. Zuerst werden über hundert dünne Zäpfchen ge­flochten und diese dann mit arabischem Gummi so gestärkt und ver-