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unter dem übrigen, mit der Karawane vorausgegangenen Gepäck befand, uns nicht einmal mehr nach den Himmelsgegenden orien- tiren. Da sahen wir zwei Holz einsammelnde Neger und baten sie, uns den Weg zu zeigen; sie weigerten sich, es zu thun. Noth kennt kein Gebot. Wir hätten, wenn wir ohne Führer weiter geritten wären, inmitten der Steppe verhungern oder verdursten können. Deshalb zwangen wir einen der Neger, unser Führer zu sein, bedrohten ihn, wenn er uns absichtlich auf einen falschen Weg bringen würde, mit dem Tode, und versprachen ihm im entgegengesetzten Falle einen reichlichen Bakhschiesch. Sein Kamerad bat unS vergebens um die Freigebung des in unseren Dienst Gepreßten und entfernte sich dann unter lauten Schmähungen. Der Erstere brachte uns nach mehrstündigem scharfen Ritte wirklich auf den Rücken des „Pcitschcnbcrgcs" *) und von dort auf eine sehr begangene Straße. Er wurde nun entlassen und beschenkt, zog es aber vor, noch bis zu dem nächsten Dorfe mit uns zu gehen, um dort sein Kapital sogleich in Meriesa anzulegen.
Ehe wir die wenigen Hütten desselben erreichten, hatten wir ein neues Mißgeschick. Die zahme Antilope entsprang und spottete allen Bemühungen, ihrer wieder habhaft zu werden. Als ob sie den Vollgcnuß der Freiheit fühle, entrann sie mit großen Sätzen bald dem Bereiche unserer Augen.
Es war fast Mittag geworden, als wir in der kleinen Hil- la**) Tomaht anlangten. Die Sonne lag, nachdem sie die Dünste des Morgens zertheilt hatte, mit ihrer ganzen Kraft auf der staubigen Ebene. Wir waren durstig und sehr müde. Man bot uns brühwarmes Schlauchwasscr, welches unsern Durst nur noch vermehrte. Um so mehr hofften wir durch den uns fehlenden Schlaf erquickt zu werden und betraten deshalb sogleich eine kleine
») Diebel el Kurbatsch.
**) Unter Hilla versteht man inKordofahn ein kleines Dorf mit wenigen Hütten, — einen Weiler. — Die Egypter gebrauchen dafür das Wort Kaffr. Ein größeres Dorf wird in beiden Landern Belled genannt; ein Städtchen heißt Bänder, eine Stadt Medihue, eine Hauptstadt Massr.