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Erster Theil
Entstehung
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318
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Von ihm erst erfuhren wir die Ursache des wüthenden Anfalls der rasenden Schwarzen. Wir waren für Sklavenräubcr gehalten worden.

Jener Neger, welcher uns um die Freilassung seines Gefähr­ten gebeten hatte, war zu seinem Herrn, einem wohlhabenden Schech, gelaufen und hatte diesem mitgetheilt, daß zwei Türken für solche wurden wir gehalten einen seiner Sklaven gewaltsam entführt hätten. Der Schech versammelte sogleich die Schaar sei­ner Sklaven, begeisterte sie durch reichlich gespendete Meriesa, be­waffnete sie und gebot ihnen, dieweißen Hunde" zu verfolgen und zu todten, jedenfalls aber zur Herausgabe seines Eigenthums zu zwingen. Halb berauscht war die den Spuren unserer Kamele gefolgte Rotte in der Hilla angekommen, hatte unseren Aufenthalt erkundet und uns in der Meinung, daß wir den geraubten Neger in unserer Rekuba gefangen hielten, überfallen. Unser Befreier durchsuchte die Hütte, fand aber den Sklaven nicht in ihr, son­dern berauscht in einer anderen, wo er während des ungeheuren Tumults ruhig geschlafen hatte.

Nachdem sich die Sache aufgeklärt und unsere Unschuld sich herausgestellt hatte, baten uns die nüchtern gewordenen Feinde de­müthig um Verzeihung und um einen Bakhschiesch, damit auch sie Meriesa trinken könnten. Wir trieben sie zurück und nahmen jetzt einen drohenden Ton an. Sie bestiegen deshalb bald ihre Kamele, nahmen unseren Wegweiser in ihre Mitte und ritten eilig davon. Jetzt schienen sie unsere Rache oder unsere weittragenden Feuerwaf­fen zu fürchten; sie ritten, so schnell ihre Kamele laufen wollten. Auch wir waren herzlich froh, von ihrer Gesellschaft befreit zu sein, und brachen nach kurzer Erholung von dem ausgestandenen Schrecken zur Weiterreise auf. In einem einzeln stehenden Tokhul, dessen Besitzer den Baron schon einmal beherbergt hatten, blieben wir über Nacht und genossen der Gastfreundschaft guter Kordofahnesen in ihrer vollsten Ausdehnung.

Am 27. Mai saßen wir bereits zwei Stunden vor Sonnen­aufgang wieder im Sattel und zogen dann bis Tagesanbruch zwi­schen Dochenfeldern dahin. Noch schliefen des Tages Vogel, aber die der Nacht waren, wie immer, gegen Morgen um so munterer.