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das der Sonne ausgesetzte oder in den Sand gestellte Thermometer zeigte nicht selten fünsundfunfzig Grade. Der Körper triefte Tag und Nacht von Schweiß.
Am 4. Juni verließ ich den Baron, um den Engländer, mit welchem ich noch Einiges abzumachen hatte, aufzusuchen. Der Tag war sehr heiß gewesen, der Himmel hatte sich mit Wolken umzogen; es stand Regen oder wenigstens Sturm bevor. Gegen Abend wurden die Wolken dichter. Der Himmel erschien dunkelschwarz. Jetzt brach der Sturm über mich herein und drohte mich vom Kamele zu reißen; das Thier wurde unruhig und wild. Ich ritt, so schnell es laufen konnte, auf dem mir unbekannten Wege dahin. Langst schon hätte ich im nächsten Dorfe sein müssen, die Nacht brach herein, ich hatte noch immer keine Spur einer menschlichen Anstedlung entdeckt. Es wurde mir klar, daß ich mich verirrt hatte; ich fürchtete, den Weg vollends zu verlieren. Da stieg ich von meinem Kamele ab, band es an eine stachelige Mimose und legte mich daneben. Vergebens versuchte ich, Feuer anzumachen; der heftige Wind blies es mir aus. Ich hatte, außer einem dünnen Pelze, Nichts bei mir, um mich gegen die Kühle der Nacht zu schützen. Dennoch schlief ich bald ein. Der Sturm heulte die ganze Nacht hindurch mit den Hyänen um die Wette.
Am Morgen nach der unruhvoll verbrachten Nacht hatte ich mich aus dem Sande, mit welchem mich der Sturm überschüttet hatte, förmlich herauszuarbeiten. Jetzt war eine wohlthuende Stille in der Natur eingetreten. Der Wind hatte sich gelegt, die Morgenröthe leuchtete prächtig im Osten, einzelne Vogelstimmen riefen dem kommenden Tage ihre Grüße zu. Lange vor Sonnenaufgang saß ich wieder im Sattel. Ich ritt auf gebahnten Wegen und spähte von meinem hohen Sitze herab nach den in der Ferne glänzenden Straußenciern der Tokhulspitzen eines Dorfes. Mein Was- servorrath war erschöpft, zu einem recht fühlbaren Hunger gesellte sich brennender Durst. Die Hitze wurde bald wieder unerträglich. Endlich nach achtstündigem, scharfem Ritte kam ich in Dochenfel- der und bald darauf in ein kleines Dorf. Mein Kamel war wie ich zum Umfallen müde und hungrig; ich glaubte vor Durst ver-