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Erster Theil
Entstehung
Seite
345
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schnurgerade auf meinen Vogel zu, tauchte dicht vor ihm in die Tiefe, öffnete den mit drohenden Zahnrcihen besetzten Rachen groß genug, um auch mich darin unterzubringen und verschwand mit meiner, jetzt seiner Beute in den trüben Fluchen. Ich stand wie gelähmt am Ufer. Dann gelobte ich es mir, künftighin auf die Warnungen der Araber zu achten. Aber den Krokodilen schwur ich Rache zu; ich habe sie ausgeführt. Nie habe ich einen Schuß gespart, wenn ich ihn anbringen konnte, und manches alte, hun­dertjährige Krokodil mag noch heute eine ihm von mir in den Leib gejagte Kugel mit sich herumtragen.

Am 31. Juli. Unter höchsteigener Anführung des General- gouverneursder Königreiche" Aabd el Chahlid-Pascha ma- növerirten heute die Negerbataillone Charthum's. Mich hinderte meine Fieberschwäche, derFanthasie" beizuwohnen. Erst später hatte ich das Vergnügen oder Mißvergnügen, eine Uebung der Ne- gersoldatcn mit anzusehen. Es war ein nutzloses Plänkeln ohne Sinn und Verstand, europäische, nicht gut gelehrte, noch schlechter begriffene Taktik auf unrechtem Felde, die Bewegungen wurden höchst mangelhaft ausgeführt. Ich kam zu der Erkenntniß, daß das Feuergewchr in der Hand des Negers eine lächerliche Waffe und ein Manöver in Charthum eine großartige Lumperei ist.

Mit Sonnenuntergang donnerten die Kanonen, zahlreiche Ra­keten stiegen in die Luft, der Basar wurde erleuchtet. Man feierte den Anfang des Fastenmonats Ramadtahn.

Die diesjährige Regenzeit trat hier außergewöhnlich spät ein. Erst am 4. August bekamen wir ein starkes Gewitter mit Regen. Wenige Tage später regnete es unter einem nicht zu beschreibenden Aufruhr in der Natur zum zweiten Male eine ganze Nacht hin­durch. Dann folgten die Regen in den gewöhnlichen Zwischenräu- men. Wir fühlten an unseren von Kordosahn her geschwächten Körpern bald die verderblichen Wirkungen dieser ungesunden Jah­reszeit. Die Fieber Sudahn's peinigten uns unausgesetzt. Ich hatte das Glück, das perniciöse Fieber zu überstehen. Die Tage