Dokument 
Erster Theil
Entstehung
Seite
364
Einzelbild herunterladen

36-4

im aber die meisten wieder frei lassen, weil sie gar wehrhaft um sich bissen.

Die Wände und der Fußboden aller Gänge waren mit einer schmierigen Substanz überzogen. Bei näherer Beleuchtung erkann­ten wir die Masse als den reichlich mit dem Erdpcch der Mumien geschwängerten Koth der Fledermäuse. Das Gestein hatte durch ihn eine schwarze Farbe angenommen und diese frühere Besucher zu drin völlig unbegründeten Glauben verleitet, daß hier ein großer Erdbrand gewüthet haben müsse. Wäre dies der Fall gewesen, so würden gewiß auch alle Mumien zu Pulver verbrannt sein.

Unser Gang mündete in ein weites Gemach, welches wir mit unserer dürftigen Beleuchtung nicht zu erhellen vermochten. Größere und kleinere Gänge liefen nach allen Seiten hin von ihm aus. Wir betraten einen von ihnen und begannen unseren Kricchmarsch von Neuem. Der Gang war sehr eng, wir blieben mehrere Male fest stecken und wurden nur mit Mühe wieder frei. Später wurde er weiter, in demselben Grade aber auch beschwerlicher und unebe­ner. Wir kletterten über durch und über einander geworfene Stein- massen hinweg; rechts und links zeigte sich zersplittertes und ver­worrenes Gestein, in welches zu stürzen gefährlich werden konnte. Zuletzt schlüpften wir durch ein enges Loch und kamen in einen neuen Gang. Er war eben so felsig und uneben, als der frü­here. Hier fanden wir schon sehr viel Dattelbast und Leinwand- fetzen; der darin herrschende Geruch war nicht zum Aushalten. Ei­ner unserer Führer erzählte, daß hier einmal zwei Engländer um­gekommen wären; die mephitischen Dünste, welche uns hier um­gaben, schienen den Mann nicht Lügen strafen zu wollen. Nur noch eine kurze Strecke gingen wir weiter, dann sagten uns die Führer, daß wir am Ziele wären. Wir mochten im Ganzen zehn Minuten weit auf dein Bauche dahin gekrochen sein.

Jetzt befanden wir uns in einem weiten Gewölbe und erstie­gen einen Hügel, welcher sich, nach genauer Besichtigung, als aus menschlichen Leichnamen bestehend zeigte. Die wenigsten Mumien waren noch vollständig. Frühere Besucher der Höhle hatten viele von ihnen aus ihrer Leinwandhülle herausgeschält und verstümmelt.