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auf „der Nilgcbirgc Jochen." Mit Gesang und Rudcrschlag schaukelten uns die Matrosen auf dem Strome; näher und näher führten sie uns der unvergleichlichen Mähernhset mit ihrer blumen- duftigen Esbekle. Allmählig brach die Nacht herein, eine jener unbeschreiblich schönen EgyptenS, und Alles wurde stiller und stiller ; selbst die Matrosen hörten auf zu singen und zu rudern. Zwar breitete das leuchtende Gestirn der Nacht sein Zauberlicht heute nicht über das Palmenthal, aber Millionen voll Sternen flimmerten in den glitzernden Wogen und wetteiferten, die köstliche Nacht zu erhellen. Wie ein Schwan zog unser Schiff lautlos den Strom hinab, die Erlebnisse des Tages hielten noch den Schlaf von meinen Augen fern, aber melodischer und weicher sangen die sich am Bug des Schiffes brechenden Wellen, buntere und mannigfaltigere Bilder riefen sich wach in der träumenden Seele. Und die Bilder verschmolzen und vereinigten sich zu einem einzigen: das Thal der Heimath, der Kindheit Tummelplatz lag vor mir, ich war glücklich, selig, — ich träumte.
Am 24. Oktober fanden wir in dem Hause des französischen Ingenieurs Munuiö in Minute die freundlichste Aufnahme. Der liebenswürdige Franzose beschäftigte sich hier, für Jbrahihm- Pascha eine großartige Zuckerfabrik anzulegen. Drei Jahre später sah ich sie in voller Thätigkeit. Munniö war mit einer Abyssinie- rin verhcirathct und lebte sehr glücklich mit ihr. Erst in der Nacht durften wir sein gastliches Hauö verlassen. Am 26. Oktober besuchten wir einen anderen Europäer, den Dr. Castelli in Bcni- Sucf, und wurden abermals von ihm länger als vierundzwanzig Stunden festgehalten. Nun ließ cS uns aber keine Ruhe mehr: Kairo, das Ziel unserer Wünsche, lag zu nahe vor uns.
Am 28. Oktober. Die Pyramide von Maiduhn tauchte am Horizonte auf, die Thore „der Siegenden" sollten sich uns noch heute öffnen. Gewehre und Schicßpulvcr lagen bereit, die alte Stadt der Chaliefcn zu begrüßen, sobald die schlanken Minarets der Citadelle sich zeigen würden. Die Spitzen der Pyramiden von Djieseh