369
Gasthaus und suchten hier auf weichen Pfühlen lange vergeblich den Schlaf, welcher heute sich nicht finden lassen wollte.
Der andere Tag war ein Sonntag. Wir traten in ein Kaffe- haus und ließen die in den Straßen auf und nieder wogende Menge an uns vorüberziehen. Duftiger Djebeli und köstlicher Mocha versetzten uns bald vollends in die köstlichste Laune der Welt. Wir blickten gleichgültig auf die vorübergehenden Europäer, aber die erste Europäerin, welche wir nach Jahresfrist wieder sahen, entzückte uns.
Mein Gefährte bezog das Hotel ä'Orient, eins der ersten Gasthäuser, ich kehrte nach der Barke zurück, um unsere Sachen in Ordnung zu bringen. Später bezogen wir eine Privatwohnung inBulakh und nun erst genossen wir ungestört der uns Allen bedürftigen Ruhe.
Am 2. November trat ein Deutscher, Karl Schmidt (aus Lahr in Baden), in unsere Dienste. Der Mann war Webergesell und hatte als solcher ganz Deutschland, die Schweiz, Italien, Ungarn und einen großen Theil der europäischen Türkei durchwandert, von Konstantinopel aus Kleinasien bereist, war nach Jerusalem gepilgert und endlich nach Kairo gelangt. Er hat sich uns in der Folge sehr nützlich gemacht und war ein ordentlicher, fleißiger und treuer Mensch, welcher sich des Deutschen stets würdig gezeigt hat.
Wir verließen mit ihm am 28. November unsere Wohnung, um eine naturwissenschaftliche Reise nach den Seeen Unteregyptens anzutreten. Der See Menzaleh schien uns für unsere Zwecke der geeignetste Ort zu sein. Der Reis der bequemen Dahab'ie, welche wir zu der Reise gemiethet hatten, konnte kurz nach unserer Abfahrt einem äußerst günstigen Winde die Segel öffnen; wir jagten, einem Dampfschiffe gleich, den Strom hinab. Schon am 30. November erreichten wir Mansuhra, ein sehr regsames gc- werbtreibendeS Städtchen Unteregyptens, mit ungefähr zehntausend Einwohnern, belebten und wohlversorgten Basars, einer Baum-
24