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seiner Leitung betraut werden dürfen.*) Disciptinhalten ist in diesem Schulenrse sehr leicht, wenn man Takt und eigenes Können zeigt, sonst ist alle liebe Mühe vergebens. Endlich sei hier noch einer für das Gedeihen dieser Institution wichtigen Forderung gedacht, nämlich der Verpflichtung der Fabriks- oder Gewerbsunternehmung da, wo solche Eurse bestehen, ihrem Arbeitspersonale auch den Besuch derselben sür die ohnedies so kurze Dauer des Unterrichtes zu ermöglichen, und zwar dies ist ein entscheidendes Moment ohne Verdienstentgang sür die Arbeiterin.

2. Schulen kür die Heranbildung von Dienstboten.

Selten sind in einem Verwaltungsbereiche bestehende, schwere Missstände so oft, allseitig und gründlich klargelegt, besprochen, beklagt und für sie Abhilfe gefordert worden, und selten ist auf einem Gebiete so wenig geschehen, wie auf jenem des Gesinde- und Tienstbotenwesens. Es sieht geradeso aus, als ob diese Sache das öffentliche Leben und seine Verwaltung nichts angienge, und doch ist sie von einer in das Dasein der Menschen, und zwar des Einzelnen wie der Familie, tiefein- greisenden Bedeutung. Dieses Verhalten ist aber auch darum merkwürdig, weit im ganzen gerade bei Dienstboten die Stabilität des Berufes eine ausfallende ist; man sollte meinen, dass diese Erscheinung Beachtung verdiente. Der Dienstbote bleibt in der Mehrzal der Fälle Dienstbote, auch wenn er zwanzigmal den Platz wechselt, und heiratet er, so wird es ihm für den künftigen Haushalt auch nicht schaden, wenn er ein­mal etwas gelernt hat. Wer nimmt sich aber jetzt der nothwendigen Ausbildung des Dienstpersonales an'? Gegen theures Geld einige Unternehmungen; mit mehr oder minder Verständnis und Geschick ein paar Vereine, einige geistliche Orden u. dgl. Nun beträgt aber die Zahl derDienenden" in Österreich nahezu eine halbe Million; Hiebei sind männliche und weibliche Dienstboten nicht unterschieden, jedenfalls machen aber die letzteren einen sehr erheblichen Percentsatz derselben aus.**) Das sind also wieder recht respektable Summen

* i Die Erfahrung hat gezeigt, dass man unter den Tausenden von Industrie- lehrerinnen brauchbare Kräfte findet; darauf wäre das Augenmerk zu richten.

**) Vgl. Rauchberg, a. a. O. S. 312, welcher die Gesammtzahl derDienst­boten" im engeren Sinne, also mit Ausschluss der ländlichen Dienstboten rc., mit circa 280.000 angibt. In Wien gab es Ende 1890 im ganzen bei 92.000 Dienst­boten, also nicht weniger als 6 72°/o der Wiener Bevölkerung. Die Zähl der weib­lichen Dienstboten betrug über 86.000 Personen, demnach 94 27°/y der Gesammt­zahl. Jede achte Frau in Wien ist Dienstbote. (Vgl. hierüber die interessanten Studien von Dr. Fritz Winter in den Doc. d. Frauen, Bd. II, Nr. 21.)