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gelangen.) An einer Schule könnten also die Ferienmonate abgerech­net jährlich fünf Curse abgehalten werden. Nimmt man die Maximal­zahl der Frequentantinnen für jeden Curs mit 30 an, so ergäbe sich pro Schule eine Gesammtzahl derselben von 150. Dank der gegenüber dem srüheren Zustande allseitig ausgebauten, jetzt guten Organisation des com- merciellcn Unterrichtswesens*» verfügen wir gegenwärtig in Österreich über eine große Menge von Anstalten, an welche derartige Specialcurse ohne jede Schwierigkeit angeschlossen werden könnten; dazu kämen zahl­reiche Genossenschaftsschulen, gewerbliche Tages- und Fortbildungsschulen, die sich ebenfalls für die Angliederung solcher Curse ganz gut eignen. Fast jede Genossenschaft könnte einen solchen Curs regel­mäßig erhalten; bildet doch die wirtschaftliche Hebung des kleinen Gewerbestandes eine ihrer vornehmsten Aufgaben. Man könnte also bei der neuen Einrichtung aus mindestens 250 Stützpunkte rechnen. Locale, Lehrmittelsammlungen u. dgl. sind da auch häufig schon vor­handen. Ideal gedacht, würde demnach in einem Jahre eine fachliche Ausbildung in der angegebenen Richtung für 150 x 250 37.500 Mädchen, in zehn Jahren von 375.000 Mädchen und Frauen ermöglicht werden. Was würde eine solche Maßnahme für eine riesige Förderung und Hebung des Niveaus der kleinen Geschäftskreise mit sich bringen, und welche Rückwirkung könnte man von ihr für das Haus und die Familie erwarten, wenn nur erst die Überzeugung von der Ersprieß­lichkeit, ja Unentbehrlichkeit der fachlichen Vorbildung in das Geschäfts- lcben eindringen und die Menschen denken und voraussehen lernen würde! Vielleicht würde dann doch die so oft beklagte Leichtlebigkeit in diesen Kreisen wenigstens einigermaßen eine Schranke kennen und finden!

Das Erfreulichste an der Sache ist aber, dass sie sehr wenig, ja fast gar nichts kostet. Würde nämlich jede Cursfrequentantin auch nur 4 pro Monat Unterrichtsgeld zahlen, und brächte man, unter Berücksichtigung eines gewissen Procentsatzes gänzlich Befreiter, etwa 25 Mädchen und Frauen als Zahlende in Anschlag, so wäre der Gesammtertrag eines zweimonatlichen Curses 20<H, mithin an einer Schule jährlich 1000L7 Damit deckt man nach den sonst ge­machten Erfahrungen ausreichend die Kosten der Beistellung einer Lehr­kraft. Nun ist aber auch gegenwärtig an qualificierten Kräften gar kein Mangel, da infolge der Prüfungsordnung für das Lehramt an

*) Vgl. Dr. Karl Zehden:Zur Geschichte des commcrciellen Bildungs­wesens von 18481898", sowie dieDenkschrift über die Entwickelung des öster­reichischen Handelsschulwesens", herausgegeben vom Vereine der Lehrkräfte an österr. Handelslehranstalten. Wien 1899. Beide erschienen bei A. Hölder.