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find*), aber durchaus nicht so viele, als wir aufnehmen, unterrichten und beschäftigen könnten und möchten." Das ist gewiss bedauernswert, aber es drängt sich da doch auch die Frage auf, wie sich die Sache gestalten wurde, wenn die hauptsächlich den oben erwähnten Special- gebieten zugewendete, systematische Ausbildung solcher Pflege­rinnen von großen, öffentlichen Anstalten in die Hand ge­nommen würde? Als vor ein paar Jahrzehnten noch der gewerbliche Unterricht für Baugewerbetreibende von einer Privatanstalt in Wien besorgt wurde, hatte man Noth an Mann, und jetzt, wo der Staat diese Ausbildung auf sich genommen hat, muss er jährlich Hunderte von Aufnahmswerbern zurückweisen, weil seine Schulen überfüllt find. Ist da das Terrain ein anderes geworden oder haben sich in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit die Dinge so gewaltig zu gunsten geändert? Mit Nichten! Sondern die Autorität des Staates und das Zutrauen zu seiner Schöpfung haben da Wandel geschaffen, eine Thatsache, die deshalb noch keineswegs an sich ein Misstrauensvotum gegen die seinerzeitige, private Unternehmung involviert. Ähnlich würde es sich wahrscheinlich auch in obiger Hin­sicht verhalten, wenn man nur erst in wirklich zweckdienlicher Weise den Versuch machen, für eine ausgebreitete Publicität Sorge tragen, die Stiftplätze entsprechend dotieren und sich vorerst mit der Aus­bildung weniger, aber intelligenter Kräfte begnügen wollte. Hier kann ja nur schrittweise vorgegangen werden; bei praktischer, zielbewusster Leitung und Einrichtung dürfte aber der Erfolg nicht ausbleiben. Geschieht dies dennoch, so wasche man dann seine Hände in Unschuld, denn dann ist einer solchen Bevölkerung nicht zu helfen, dann ist der Fehlgriff ihrer Indolenz und Unwissenheit zuzuschreiben. Übrigens: Noth lehrt beten! Ist denn das Los einer Kinder­gärtnerin, einer Clavierlehrerin, einer Telephonistin, Telegraphistin, einer Cassierin bei einem Verkehrsunternehmen u. s. w. etwa besser als das einer derartigen Krankenpflegerin, die schwere Dienstboten­verrichtungen gar nicht auf sich zu nehmen hat? Und wie groß wäre der Bedarf an solchen Kräften! Kann man doch annehmen, dass von den 25 Millionen Menschen, welche Österreich bewohnen, min­destens 150.000200.000 erheblich Kranke sind und davon doch wenigstens 1520.000, welche eine solche Privatpflege bedürfen und die auch in der Lage wären, fie gut zu entlohnen. Welch' großes

Bei einem Stande von 879 Kranken betrug diese Zahl im Jahre 1898 im ganzen 20.