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Arbeitsfeld thut sich da auf! Alles liegt aber dabei daran, dass auch die Existenz der Pflegerin gesichert sei, und das zu garantieren ver­mögen selbstverständlich private Kreise nur unvollkommen. Da übrigens im Kriegsfalle die jetzt sehr geringe Verfügung über gut geschulte Pflegerinnen von enormer Bedeutung ist, und man für deren Gewin­nung und Ausbildung schon im Frieden Vorsorge treffen muss, wäre es für die Sache nur förderlich, wenn es gelänge, die reichen Mittel der Gesellschaft vom Rothen Kreuze heranzuziehen, beziehungsweise diese Bereinigung für eine weitergehende Action zu interessieren. Die Dauer der Curse und die Art der Ausbildung kann selbstver­ständlich nur das fachmännische Urtheil bestimmen, und wird man wohl auch da differenzieren müssen; an Erfahrungen fehlt es wahrlich nicht, wie die dickleibigen, ausländischen Publicationen beweisen.

Aber das wird Geld kosten'? Gewiss, doch keineswegs übermäßig viel, denn in großen Anstalten kommt es auf die Mehrverpslegung von 2030 Personen nicht mehr an, also kämen nur die Stiftplätze und die Entlohnungen der Lehrkräfte in Anschlag. Übrigens gibt man ja auch öffentliche Gelder für Wildbachverbauungen und Flussregulierungen, damit nicht Hab und Gut, Wald und Feld von den Fluten vernichtet werden. Ist das Menschendasein und seine Erhaltung nichts'?-Alljährlich bildet die Verwaltung des Unterrichtes zahlreiche Arzte, die Officierc aus, um den großen Feind des Menschen zu bekämpfen, der doch zum Schluss sicher Sieger bleibt; was thut man für die Ausbildung der Unterofficiere und der Mannschaft, auf die es im Felde so sehr ankommt? Mit Ausnahme der Jnstruierung der Geburtshelferinnen ist alles andere nicht der Rede wert! Eine gut organisierte und wohl- bewaffnete Armee wäre aber nicht zu brauchen, wenn man ihr nicht auch die Mittel zu ihrer Erhaltung geben würde, welche sie benöthigt: nur das Söldnerheer, nicht die moderne Armee lebt vom Zufall. Kleines mit Großem verglichen: Darf man sich wundern, wenn allseitig in den weitesten Kreisen, von Ärzten und Laien über den Alangel intelligenter Kräfte*) für die Pflege, besonders für die Privatpslege geklagt wird, wenn von öfsentlichkeitswegen

*> Der Gefahr, dassCurpfuscherinnen" aus solchen Pflegerinnen erwachsen könnten, kann am meisten dadurch begegnet werden, dass man sich eben intelligenter Personen versichert. Diese kennen und respectieren die Grenze ganz genau, wo der Wirkungskreis des Arztes anfängt und der ihre aufhört, während dies bei ungebildeten Personen nicht zu erwarten ist. Auch wird der Candidatin diese Grenze durch eine systematische Ausbildung täglich vor Augen geführt, so dass deren Einhaltung ein Gebot wird, das ihr in Fleisch und Blut übergeht.