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doch eine moderne Küche eine mechanische Werkstätte geworden, und trägt doch jederReisende" der Dorswirtschastdie Cultur" ins Haus.*)

Mitten in diesen großen Umwandlungsproeess des noch aus dem patriarchalischen aufgebauten Wirtschaftslebens in ein modernes, sieht sich nun die Frau hineingestellt, bloß der Empirie überlassen, fort, getrieben von der Welle des Tages, in der Regel ohne Fähigkeit, aber auch ohne Möglichkeit, die alte Form bei total veränderten Lebens­bedingungen zu erhalten, und ebensowenig fähig und ausgerüstet, sich in das Neue hineinfinden zu können; denn so einfach das Alte war, so compliciert ist das Neue, setzt es doch eine ganz andere Schulung und einen viel weiteren Blick, als ehedem, voraus. Kann es nun bei so gestalteten Verhältnissen, zu welchen noch andere, die Einfachheit der Sitten und das innere Leben der Familie bedrohende Momente sich gesellen, Wunder nehmen, wenn die Klage eine allgemeine geworden ist: Das Mädchen und die Frau verstünden alles in der Welt, sie kämen aus den Töchterschulen, wie eine satyrische Feder**) geschrieben hat,mit eingebildeter Ausbildung und ausgebildeter Einbildung", aber die rationelle Führung des Haushaltes sei eine Eigenschaft, die sie nicht zum Traualtar und in die Ehe mitbrächten. Wenn aber die Frau im Hause nicht recht Bescheid weiß, woher soll denn erst die Weisheit dem Dienstboten kommen, dessen Misere wir an anderer Stelle geschildert haben?

Wie dies in solchen Fällen das Gewöhnliche ist, ruft nun alles nach der Schule. Das liegt aber wohl auf der Hand, dass sich für diese die Sache nicht so einfach gestaltet, als sie aussehen mag, und wofür naive Gemüther sie nehmen, denn sie erschöpft sich nicht, wie in früherer Zeit, durch die Beibringung einiger weitläufiger Fertig­keiten, und es ist ihr ebensowenig mit der reinen Theorie gedient, sondern sie fordert eine eigenartige Verbindung beider in einer sich gegenseitig durchdringenden Weise. Dadurch ist aber auch die Gestaltung der einschlägigen Schulorganismen gegeben, welche das Bedürfnis

^ Um sich einen Begriff zu machen, wie weit in etwas inehr als einem Jahrhundert der Umschwung in der Beurtheilung der Aufgabe der Frauenerziehung, speciell auf dem Gebiete des Haushaltes, sich vollzogen hat, ist es sehr belehrend und ergötzlich, alte Darstellungen in Vergleich zu ziehen, z. B. das Büchlein von Ph. I. Karer:Etwas über die Frauenzimmerbildung", Augsburg 1793, in welchem u. a. auf S. 61 folgender Satz zu lesen ist:Das Spinnen ist eine der nützlichsten Beschäftigungen; man kommt dadurch zu Leinwand, die man am meisten und am nöthigsten bedarf, ohne dass man weiß, wie?"

Volker,Handbuch der deutschen Volksbildungsbestrebungen".