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wäre die Bestimmung derHöheren Haushaltungscurse", wie wir sie im Auge haben.

Sie müssten daher zunächst sür schon mit dem Hausbetrieb und seinen Ansorderungen vertraute Frauen bestimmt sein, beziehungsweise sür Mädchen, welche dieser Voraussetzung zu genügen vermögen und reis genug sind, um solchen Unterweisungen mit Interesse zu folgen, also keinesfalls im Alter unter 17 Jahren.

Aber noch ein anderes umsangreiches Lebensgebiet wäre zu beachten, wo heute der Frau und dem Mädchen die Direetive sehlt und das doch von einer großen Bedeutung für sie und sür das Haus ist: Eine rationelle Belehrung über die hygienisch-sanitäre Seite der Einrichtungen des Hauses, beziehungsweise der Pflege seiner Angehörigen in gesunden Tagen und bei eintretenden Krankheitsfällen, namentlich auch mit Bezug auf die Kost. In einer anonym erschienenen Schrift*) ist dieser Gedanke in schöner Weise zum Ausdruck gelangt: Beim Anblick der Leiden zur Hilfeleistung gedrängt, ist die Frau als Schützern: der Familie auch ihr nächststehender Arzt. Ist unmittel­bares Eingreifen nöthig, so muss die Frau selbst unfreiwillig den Arzt vertreten. Sie soll aber auch der die Gesundheit schützende Arzt sein. Hierin und als Pflegerin des Kranken ist die Macht der Frau so groß, dass der Familienarzt ohne ihre Mithilfe nichts zu erreichen vermag." Die meisten bisher gemachten Versuche, hier Abhilfe zu schassen, sind zu singuläre und zufällige, als dass sie einen nachhaltigen Einfluss zu üben vermöchten.**) Das kann eben die private Thätigkeit nicht leisten: Die Ausgabe ist für sie zu groß und zu schwierig, sie verlangt eine allgemeine Lösung.***» Diese Einrichtung muss eine stabile sein und von einem Centrum aus beeinflusst werden. Dieses sollte nach unserem Plane das Weiblich-technische Arbeitsmuseum" bilden, von dem unten

*)Tie Madchenerziehung", Mainz, 1885, bei Diemer.

Man hat übrigens in der längsten Zeit begonnen, der Sache eine erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. So wurden in Wien durch dieEthische Gesellschaft" Vorlesungen überKinderpflege im ersten Alter für Frauen" ver­anstaltet, welche auch Anklang fanden; ferner hat dieOsterr. Gesellschaft für Gesundheitspflege" unter Mitwirkung von Universitütsdocenten über dieHygiene des Frauenlebens" kürzlich volksthümliche Curse in Wien eröffnet, bei welchen ein so kolossaler Andrang herrschte, dass der größte Saal der medicinischeu Faeultät nicht ausreichte, und die Belehrungssuchenden auf der Treppe und auf der Straße standen, ohne Einlass finden zu können. Der Vortrug musste wiederholt werden. Solche Zeichen geben zu denken, denn sie deuten aus ein großes Be­dürfnis in der Bevölkerung.

*** > Dobert, a. a. S.