nicht verschlossen, sondern erst kürzlich in einer öffentlichen Ennneiotion den bestimmten Willen zu erkennen gegeben, eine Reform des all­gemeinen Mädchenunterrichtes herbeizuführen*); schon früher*'*) hat sie den bestehenden Zustandeine thatsächliche, unverkennbare Nothlage" genannt,an welcher weite Kreise der Bevölkerung, namentlich unsere Mittelstände, leiden". Da muss etwas geschehen, darüber ist man einig; aber dasWas" und dasWie" scheint noch nicht ganz klar zu sein.

Unseres bescheidenen Trachtens liegt der Kernpunkt der ganzen Z-rage nicht nur in einer Einschränkung des Quantums des Lehrstoffes der bezüglichen Anstalten und in einer Änderung der methodischen Behandlung desselben, sondern in der Ein­dämmung und Hintanhaltung des Vielerlei in diesem Lehr- pensum. Wenn man Ausnahmen in allen Ehren die Programme der meistenHöheren Töchterschulen" und mit denselben verwandten Anstalten durchgeht, so schaudert Einem, was da alles den Mädchen in einem so entscheidenden Alter zugemuthet wird, und man wird versucht, den Verfassern so weitausgreisender Pläne das Wort von Dickens zuzurufen:Etwas zuviel studiert! Wenn er lieber etwas weniger gelernt hätte, wie viel besser würde er lehren können!" Man vergisst da auch nur zu häufig den Fundamentalunterschied in der Ver­anlagung beider Geschlechter, welchen der Dichter vielleicht etwas zu einseitig in den Spruch zusammengesasst hat:Wir Weiber sind schon von Natur gescheidt, Ihr müsst die Weisheit erst aus Büchern lernen!"***)

So anziehend es nun auch wäre, dieses Thema weiter auszu- spinnen und dabei auch die Frauenerziehung von jetzt mit jener von einst in Vergleich zu ziehen f), so können wir ihm hier doch nicht folgen, sondern müssen unsere eigentliche Aufgabe im Auge behalten, welche in den Beziehungen des sachlichen Unterrichtes zu der Einrichtung der allgemeinen M ädchenbildnngsanstalten zu

*> Communiquö der Wiener Abendpost vom 23. November 1890, Nr. 263.

**) Erlass des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht vom 24. März 1897, Z. 895/C. U., M. B. Bl. Nr. 20, welcher schon wegen seiner grundsätzlichen Darlegungen und Erklärungen von besonderer Bedeutung ist.

***) Auch Lorenz v. Stein hat diesem Gedanken in seinem Buche:Die Frau, ihre Bildung und Lebensaufgabe" Ausdruck verliehen, speciell im Capitel überweibliches Bildungswesen".

tz) Man vergegenwärtige sich nur beispielsweise den Zustand vor 100 Jahren, etwa an der Hand der Schrift:System der weiblichen Erziehung, besonders für den mittleren und höheren Stand" von Joh. Dan. Heusel, Halle 1787 bei Joh. Christ. Hendel, und man wird den riesigen Abstand der Anforderungen wahrnehmen.